Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit untersucht das Konstrukt der Genderdysphorie sowohl theoretisch, als auch empirisch. In der fünften Revision des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) soll es die bisherige Diagnose „Gender Identity Disorder“ (GID) ablösen. Diese Neuerung geht mit einem Paradigmenwechsel einher, nachdem „Transsexualität“ nicht länger als psychiatrische Störung, sondern als natürliche Variation menschlich-geschlechtlichen Erlebens betrachtet wird. In diesem Zuge stellt Genderdysphorie das Leiden unter einer nichtpathologischen transsexuellen Entwicklung dar, für das konkrete Definitionen und Instrumente der Erfassung in Zukunft von Bedeutung sind. Im Forschungsprojekt „ENIGI – European Network fort he Investigation of Gender Incongruence“, innerhalb dessen die vorliegende Arbeit entstand, wird Genderdysphorie mittels unterschiedlicher Fragebögen erfasst.
Zwei Instrumente, die „Utrecht Gender Dysphoria Scale“ (UGDS) und das „Gender Identity/ Gender Dysphoria Questionnaire for Adolsescents and Adults“ (GII) wurden explizit auf ihre Definitionen von Genderdysphorie sowie die Übereinstimmung mit der sie diese erfassen untersucht. Zusätzlich wurde der Zusammenhang von Genderdysphorie und Geschlechtsidentität untersucht.
Es wurde festgestellt, dass Genderdysphorie in den beiden Fragebögen unterschiedlich konzeptionalisiert wurde, was zu leicht voneinander abweichenden Ergebnissen in den Subgruppen nach Geschlecht und Alter zu dem Geschlechtsinkongruenz zum ersten mal bemerkt wurde, führte. Während die UGDS in Genderdysphorie die Ablehnung des eigenen Körpers und eine gegengeschlechtliche Identifizierung sieht, definiert das GII sie als pathologisches Gegenstück einer (gesunden) Geschlechtsidentität. Die Untersuchung des Zusammenhanges zwischen Genderdysphorie und Geschlechtsidentität zeigten Unterschiede in den einzelnen Subgruppen.
Zusätzlich wurde ein nur sehr geringes Maß an selbst-berichteter Psychopathologie bei den Teilnehmenden gefunden. Am deutlichsten traten Depressionen und Angst-bezogene psychische Probleme auf, allerdings nur in einem geringen Maß.
Zusammenfassend zeigte sich, dass beide Instrumente sich zur Erfassung von Genderdysphorie als nützlich für die zukünftige Forschung erwiesen, dass allerdings eine Überarbeitung hinsichtlich ihrer Definitionen und ihres Inhaltes in Anlehnung an die neue Diagnose nötig erscheint.