Title (deu)
Detail und Ganzes in der Blot-Methode von Alexander Cozens
Author
Rolf Marcus Wienkötter
Advisor
Friedrich Teja Bach
Assessor
Friedrich Teja Bach
Abstract (deu)
Im Zentrum der Arbeit steht der 1785/86 veröffentlichte Traktat A New Method of assisting the invention in drawing original Compositions of Landscape des englischen Künstlers Alexander Cozens (1717-1786), mit welchem er seine Methode beschreibt, selbstgefertigte Tuschekleckse („blots“) zum Ausgangspunkt neuer Landschaftsbilder zu nehmen. Besondere Aufmerksamkeit findet das Verhältnis zwischen dem Text des Traktats und den ihn begleitenden grafischen Repräsentationen von Tusche-Blots in Aquatinta-Technik, welche durch ihr ungestümes Erscheinungsbild und die radikale Zuspitzung des Schwarzweißkontrasts beeindrucken. Die Phase des von Cozens vorgeschlagenen Verfahrens, in welcher aus formlosen Flächensegmenten des Blots gegenständliche Motive einer Landschaft gewonnen werden, wird schwerpunktmäßig unter dem Blickwinkel einer im Traktat angelegten prinzipiellen Gleichbehandlung schwarzer und weißer Flächen betrachtet. Ein solcher „abstrakter“ Blick wird in den Zusammenhang von Sehtheorien des 18. Jahrhunderts gestellt. Wie und in welchem Ausmaß sich dieser Aspekt in den Grafiken der New Method und sonstigen Cozens-Blättern manifestiert, klären Detailanalysen, die in dieser Form in der Literatur bisher nicht vorkamen. Die Tatsache, dass es die konzentrierte Übernahme und assoziative Umwandlung von Konturen ist, welche im Rahmen der Blot-Verarbeitung gegenständliche Motiven generiert, führt zu einem Vergleich mit der zeitgenössischen Praxis der Porträtsilhouette. In der Bestimmtheit ihres Umrisses der Formlosigkeit des Blot vermeintlich entgegengesetzt, zeigt sie in ihrem (v.a. von Johann Caspar Lavater vertretenen) Anspruch, durch Auslegung einer reduziert-abstrakten Flächenkonfiguration (Konturlinie) das Konkrete (Persönlichkeit des Dargestellten) zu erschließen, strukturelle Parallelen zur Blot-Methode. Das Versprechen, des unergründlichen menschlichen Gegenübers solcherart habhaft zu werden, korrespondiert in gewisser Weise mit der „Zähmung“ des Formlos-Chaotischen durch das Verfahren von Cozens. Um eine diesbezügliche „Verwertbarkeit“ von Blots bestmöglich zu demonstrieren und den Zusammenhalt des Ganzen gegenüber der Versenkung ins Detail nicht zu gefährden, greift Cozens, wie die Arbeit nachweist, auf klassische Kompositionsmuster zurück und richtet das vermeintliche Chaos der Aquatinta-Grafiken an Mittel- und Diagonallinien sowie am Goldenen Schnitt aus.
Keywords (deu)
Alexander CozensEngland18. JahrhundertLandschaftskunstScherenschnitt
Subject (deu)
Type (deu)
Extent (deu)
103 S., [ca. 20] Bl. : zahlr. Ill.
Number of pages
230
Members (1)
Title (deu)
Detail und Ganzes in der Blot-Methode von Alexander Cozens
Author
Rolf Marcus Wienkötter
Abstract (deu)
Im Zentrum der Arbeit steht der 1785/86 veröffentlichte Traktat A New Method of assisting the invention in drawing original Compositions of Landscape des englischen Künstlers Alexander Cozens (1717-1786), mit welchem er seine Methode beschreibt, selbstgefertigte Tuschekleckse („blots“) zum Ausgangspunkt neuer Landschaftsbilder zu nehmen. Besondere Aufmerksamkeit findet das Verhältnis zwischen dem Text des Traktats und den ihn begleitenden grafischen Repräsentationen von Tusche-Blots in Aquatinta-Technik, welche durch ihr ungestümes Erscheinungsbild und die radikale Zuspitzung des Schwarzweißkontrasts beeindrucken. Die Phase des von Cozens vorgeschlagenen Verfahrens, in welcher aus formlosen Flächensegmenten des Blots gegenständliche Motive einer Landschaft gewonnen werden, wird schwerpunktmäßig unter dem Blickwinkel einer im Traktat angelegten prinzipiellen Gleichbehandlung schwarzer und weißer Flächen betrachtet. Ein solcher „abstrakter“ Blick wird in den Zusammenhang von Sehtheorien des 18. Jahrhunderts gestellt. Wie und in welchem Ausmaß sich dieser Aspekt in den Grafiken der New Method und sonstigen Cozens-Blättern manifestiert, klären Detailanalysen, die in dieser Form in der Literatur bisher nicht vorkamen. Die Tatsache, dass es die konzentrierte Übernahme und assoziative Umwandlung von Konturen ist, welche im Rahmen der Blot-Verarbeitung gegenständliche Motiven generiert, führt zu einem Vergleich mit der zeitgenössischen Praxis der Porträtsilhouette. In der Bestimmtheit ihres Umrisses der Formlosigkeit des Blot vermeintlich entgegengesetzt, zeigt sie in ihrem (v.a. von Johann Caspar Lavater vertretenen) Anspruch, durch Auslegung einer reduziert-abstrakten Flächenkonfiguration (Konturlinie) das Konkrete (Persönlichkeit des Dargestellten) zu erschließen, strukturelle Parallelen zur Blot-Methode. Das Versprechen, des unergründlichen menschlichen Gegenübers solcherart habhaft zu werden, korrespondiert in gewisser Weise mit der „Zähmung“ des Formlos-Chaotischen durch das Verfahren von Cozens. Um eine diesbezügliche „Verwertbarkeit“ von Blots bestmöglich zu demonstrieren und den Zusammenhalt des Ganzen gegenüber der Versenkung ins Detail nicht zu gefährden, greift Cozens, wie die Arbeit nachweist, auf klassische Kompositionsmuster zurück und richtet das vermeintliche Chaos der Aquatinta-Grafiken an Mittel- und Diagonallinien sowie am Goldenen Schnitt aus.
Keywords (deu)
Alexander CozensEngland18. JahrhundertLandschaftskunstScherenschnitt
Subject (deu)
Type (deu)
Number of pages
230