Die vorliegende Arbeit nimmt eine kritische Analyse des Autors Paulo Coelho, seinen Romanen und deren Rezeption im deutschsprachigen Raum vor. Der Fokus liegt dabei nicht auf literarisch-ästhetischen Merkmalen, sondern auf der Frage nach der Funktion des Autors und seiner Texte für Leser_innen. Ausgehend von der Diskrepanz zwischen der Ächtung durch die Literaturkritik und der Begeisterung zahlreicher Leser_innen, welche dem Autor seit zwei Jahrzehnten zu enormem kommerziellen Erfolg verhelfen, lautet die These, dass durch das kollaborative Einwirken von Paratexten und Romanen auf Leser_innen diesen eine esoterische ‹Lehre› oder Weltanschauung geboten wird, welche die besondere Attraktion der Texte bedingt. Um dies herauszuarbeiten werden verschiedene Aspekte des ‹Phänomens Paulo Coelho› mit Hilfe unterschiedlicher theoretischer Ansätze beleuchtet: Basierend auf Theorien zur Rezeption und Gerard Genettes Überlegungen zu Paratexten werden diese analysiert, um darzustellen wie mit narrativen Mittel ein teilweise fiktives Bild der Biographie und Persönlichkeit des Autors gezeichnet wird und wie dieses die Rezeption beeinflusst. Anschließend folgt eine Textanalyse, welche auf theoretischen Überlegungen zur Rezeption von Trivialliteratur basiert. Schließlich wird eine ideologiekritische Untersuchung vorgenommen, in der vor allem sozialpsychologische Theorien zum Tragen kommen: Die esoterischen Denktopoi, welche die Romane propagieren, entsprechen denen erfolgreicher Lebensratgeber-Bücher und bilden die wichtigste Attraktion für Leser_innen, da sie auf das eigene Leben bezogen werden können. Dies wird nicht nur durch theoretische Überlegungen und Textanalysen dargestellt, sondern auch durch die Analyse von Leser_innen-Kommentaren auf einem online-Literaturforum nachgewiesen.