Abstract (deu)
Liverollenspiel (oder LARP) ist ein improvisiertes theatralisches Performancespiel mit persönlichkeitsentwickelnden Tendenzen, das üblicherweise über ein Wochenende gespielt wird und als Freizeitbeschäftigung dient, die ohne Zuschauer auskommt. Das Ziel dieser Thesis ist die Grundlagenforschung im Bereich des Liverollenspiels mit Bezug auf seine narrative Komponente. Das in dieser Arbeit präsentierte Wissen wurde durch Organisation von und Teilnahme an diversen Liverollenspielen in Österreich und Deutschland im Laufe der letzten zwölf Jahre gewonnen.
Diese Diplomarbeit erklärt Liverollenspielen anhand seiner Elemente, wie zum Beispiel der verschiedenen TeilnehmerInnen (SpielleiterInnen, Nicht-Spieler-Charaktere, SpielerInnen), der verschiedenen Ebenen des Spiels (in-time, out-time) und der zwei Hauptherangehensweisen – Erzählen und Ausspielen. Liverollenspiele werden erst anhand ihrer literarischen, historischen oder rein fiktiven Wurzeln kategorisiert, um schließlich durch ihre gängigen Konventionen definiert zu werden.
In dieser Arbeit wird gezeigt, dass Liverollenspiele eine Vielzahl an Texten produzieren, zunächst als Vorbereitung auf das Spiel (Plots, Welthintergründe, Charakterbeschreibungen, ...), dann während des Spiels (Liedertexte, Gedichte, ...) und schließlich als Reflexion auf die Performance (Down-Time-Texte, Berichte, Fotos, ...). Liverollenspielplots und ihre veränderliche Erzählstruktur mit verschiedenen Erzählsträngen werden im Detail erklärt. Ein kurzer historischer Überblick bringt Liverollenspiel in einen realen Kontext.
Diese Daten eröffnen den Weg für eine Analyse die Folgendes zeigt: LARP-TeilnehmerInnen erschaffen multimediale imaginary entertainment environments (imaginative Unterhaltungsumgebungen, vgl. Mackay 29); Erzählen und Darstellen sowie reale Befindlichkeiten der TeilnehmerInnen durchdringen alle Ebenen des Liverollenspiels; reale/r und implizierte/r AutorIn so wie ErzählerIn scheinen in der Figur des Spielleiters/der Spielleiterin zu verschmelzen; LARP beinhaltet die meisten zeitlichen Aspekte klassischer narrativer Genres; wie die Wahrnehmung alle Sinne betrifft und Kreativität im Umgang mit den Eindrücken und der Umgebung verlangt; LARP Charaktere sind sowohl klassisch durch Sprache, Aussehen etc., als auch durch Fehler in der Darstellung und die spontane Interaktion geprägt.