Abstract (deu)
Diese Diplomarbeit beschäftigt sich mit Krisen am Eisernen Vorhang und den damit verbundenen Rückwirkungen auf Österreich. Hier werden die aus der militärischen Niederschlagung des Ungarnaufstandes 1956 und des „Prager Frühlings“ in der Tschechoslowakei 1968 entstandenen Flüchtlingsbewegungen untersucht und miteinander verglichen. Die Hauptforschungsfrage ist die Ermittlung der Funktion Österreichs als Asyl-, Transit- oder Integrationsland. Konkret soll herausgearbeitet werden, ob die Flüchtlinge nur einen Asylantrag in Österreich stellen, sich dauerhaft niederlassen, oder ob Österreich nur die erste Station auf dem Weg in ein anderes Zielland darstellt, außerdem wie Österreich selbst seine Aufgabe hinsichtlich der drei Begriffe sieht und erfüllt. Die Antwort auf diese Frage ist eindeutig: Österreich fungierte während beider Krisen als Transitland. Die Flüchtlinge wurden zwar aufgenommen, untergebracht und verpflegt, ein dauerhafter Aufenthalt war jedoch nie geplant oder gewollt. Dies wird besonders an der geringen Zahl der dauerhaft verbliebenen Flüchtlinge und dem Bestreben der Bundesregierung, die Weiterreise der Flüchtlinge zu forcieren deutlich.
Zusätzlich zur Literaturrecherche wird eine Metaphernanalyse von Zeit im Bild- und Wochenschausendungen aus den Jahren 1956 und 1968 durchgeführt, um einen medialen Blick auf die Forschungsfrage zu ermöglichen.
Diese Arbeit geht weiters auf die Art des Grenzübertrittes der Flüchtlinge und die daraus resultierende Solidarität der österreichischen Bevölkerung mit den Flüchtlingen ein. Diese beiden Fragen sind eng miteinander verknüpft, da der illegale Grenzübertritt der Ungarnflüchtlinge zu größeren Sympathien seitens der ÖsterreicherInnen führt, als die legale Einreise der Tschechoslowaken.
Auch die Reaktionen der einzelnen Parteien werden in dieser Diplomarbeit verglichen. Hier ist 1956 ein viel einigeres und entschlosseneres Vorgehen zu verzeichnen als 1968. Der eindeutige politische Verlierer ist in beiden Fällen aber die KPÖ.
Eng an die Reaktionen und Maßnahmen der Parteien und der Bundesregierung ist die Frage nach der Bedeutung der Neutralität gekoppelt. Die Gestaltung der Neutralitätspolitik und die Positionierung Österreichs zwischen den Machtblöcken ist die große Herausforderung während beider Krisen. Hier wird deutlich, wie groß die Abhängigkeit Österreichs von der Akzeptanz und Unterstützung der Ost- bzw. Westmächte war.
Die österreichisch-sowjetische Beziehung hat in beiden Fällen trotz kurzzeitiger Verschlechterung keinen dauerhaften Schaden genommen, die Angst vor einem militärischen Übergriff der Sowjetunion war vorhanden, aber unbegründet.