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Title (deu)
Die Dekonstruktion der Frauenrolle in Luisa Valenzuelas Cuentos de Hades in Auseinandersetzung mit dem sozialgeschichtlichen Diskurs des Märchens
Author
Elisabeth Christine Erler
Adviser
Maria Teresa Medeiros-Lichem
Assessor
Maria Teresa Medeiros-Lichem
Abstract (deu)

Luisa Valenzuelas Cuentos de Hades lassen sich als Re-lektüre von Charles Perraults Feenmärchen lesen. Im Rahmen dieser Arbeit wird diese Re-Lektüre als dekonstruktivistisches Vorgehen Valenzuelas analysiert. In ihren Texten – so meine These – wird die Spaltung, der die Frauenfiguren in Perraults Darstellung unterliegen, aufgebrochen. Dabei wird davon ausgegangen, dass Perrault in seinen Texten Frauenfiguren präsentiert, die Idealbildern der französichen Oberschicht um 1700 entsprechen. Es wird bei Perrault ein gehorsames, passives und geduldiges Verhalten als vorteilhaft dargelegt. Selbstkontrolle und Schönheit sind dabei elementar für die Märchenheldinnen. Die Übertretung der im Text gegebenen moralischen Grenzen führt bei Perrault zur Bestrafung der Protagonistinnen. Dabei werden die Märchen, indem sie als pädagogische Lektüre fungieren, auch in Verbindung zu den realgesellschaftlichen Verhaltens- und Moralvorstellungen gesetzt. Dieses enge Korsett an gutem und bösem Verhalten, gutem und schlechten Sprechen etc, wird anhand von Valenzuelas Versionen der Märchen dekonstruiert. Gerade die Übertretung der Grenzen und Verhaltensnormen ist in ihren Texten die Bedingung für die Protagonistinnen zu wachsen, sich zu entwickeln und sich letztlich aus eben jener Spaltung zu befreien. Dieser Vorgang kann in Verbindung mit Valenzuelas weiblicher Poetik gesehen werden. Weibliches Schreiben im Sinne Valenzuelas beginnt damit, dass anstatt der phallozentrischen (sprachlichen) Maßstäbe eigene gesucht und angewandt werden. Dabei werden Zensuren überschritten, Angst und Scham überwunden und letztlich das eigene ‚obskure‘ Begehren angenommen. Die Eroberung eines neuen Territioriums lässt sich in den Texten sowohl auf sprachlicher Ebene als auch auf einer räumlichen Ebene wiederfinden. Die Eroberung des Waldes und auch der verbotenen Kammer geht einher mit der Artikulation des eigenen ‚obskuren Begehrens‘, das nun geäußert werden kann. Die Protagonistinnen betonen das eigene Erzählen ihrer Geschichte. Von unterworfenen Subjekten in Perraults Texten sind die Märchenfiguren in Valenzuelas Versionen zu Subjekten geworden, die ihr Begehren artikulieren können und eine eigene Stimme gefunden haben.

Abstract (eng)

Luisa Valenzuelas Cuentos de Hades can be read as a re-reading of Charles Perrault’s fairy tales. In the context of this thesis re-reading is understood as a deconstructive act. The dichotomy which determines the female characters in Perrault’s stories is deconstructed in Valenzuelas versions of the fairy tales. In my thesis I follow the assumption that Perrault’s fairy tales show female characters which represent the ideal image of womanhood according to the preferences of the French upper class in the 17th century that sees obedient, passive and patient behavior as ideal. Self-control and beauty are essential for the female fairy tale heroes in Perrault’s texts. The transgression of these moral borders entails punishment. This narrow moral corset of good and bad behavior, good and bad speech etc. is deconstructed by Valenzuela’s versions of the fairy tales. In Valenzuela’s texts it is exactly this transgression of the moral borders that allows the protagonists to develop and mature themselves in order to obtain freedom and independence of this dichotomic structure. This process can be seen in connection to Valenzuela’s ‘feminine language’. Female writing in Valenzuela’s understanding starts with taking action against the (inner) censorship. The phallozentric (linguistic) moral standards are substituted by own standards. The capture of an own and new territory can be seen in the texts on a linguistic and territorial level. The conquest of the forest and the hidden chamber coincides with the articulation of ones own ‘obscure desires’. The protagonists underline that they are now telling their stories themselves. In Perrault’s Version they were subjects of repression. In Valenzuela’s version they become subjects of enunciation who can now articulate their own desires with theiry own voice.

Keywords (deu)
ValenzuelaMärchenFrauDekonstruktion
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1297839
rdau:P60550 (deu)
122 S.
Number of pages
122
Members (1)
Title (deu)
Die Dekonstruktion der Frauenrolle in Luisa Valenzuelas Cuentos de Hades in Auseinandersetzung mit dem sozialgeschichtlichen Diskurs des Märchens
Author
Elisabeth Christine Erler
Abstract (deu)

Luisa Valenzuelas Cuentos de Hades lassen sich als Re-lektüre von Charles Perraults Feenmärchen lesen. Im Rahmen dieser Arbeit wird diese Re-Lektüre als dekonstruktivistisches Vorgehen Valenzuelas analysiert. In ihren Texten – so meine These – wird die Spaltung, der die Frauenfiguren in Perraults Darstellung unterliegen, aufgebrochen. Dabei wird davon ausgegangen, dass Perrault in seinen Texten Frauenfiguren präsentiert, die Idealbildern der französichen Oberschicht um 1700 entsprechen. Es wird bei Perrault ein gehorsames, passives und geduldiges Verhalten als vorteilhaft dargelegt. Selbstkontrolle und Schönheit sind dabei elementar für die Märchenheldinnen. Die Übertretung der im Text gegebenen moralischen Grenzen führt bei Perrault zur Bestrafung der Protagonistinnen. Dabei werden die Märchen, indem sie als pädagogische Lektüre fungieren, auch in Verbindung zu den realgesellschaftlichen Verhaltens- und Moralvorstellungen gesetzt. Dieses enge Korsett an gutem und bösem Verhalten, gutem und schlechten Sprechen etc, wird anhand von Valenzuelas Versionen der Märchen dekonstruiert. Gerade die Übertretung der Grenzen und Verhaltensnormen ist in ihren Texten die Bedingung für die Protagonistinnen zu wachsen, sich zu entwickeln und sich letztlich aus eben jener Spaltung zu befreien. Dieser Vorgang kann in Verbindung mit Valenzuelas weiblicher Poetik gesehen werden. Weibliches Schreiben im Sinne Valenzuelas beginnt damit, dass anstatt der phallozentrischen (sprachlichen) Maßstäbe eigene gesucht und angewandt werden. Dabei werden Zensuren überschritten, Angst und Scham überwunden und letztlich das eigene ‚obskure‘ Begehren angenommen. Die Eroberung eines neuen Territioriums lässt sich in den Texten sowohl auf sprachlicher Ebene als auch auf einer räumlichen Ebene wiederfinden. Die Eroberung des Waldes und auch der verbotenen Kammer geht einher mit der Artikulation des eigenen ‚obskuren Begehrens‘, das nun geäußert werden kann. Die Protagonistinnen betonen das eigene Erzählen ihrer Geschichte. Von unterworfenen Subjekten in Perraults Texten sind die Märchenfiguren in Valenzuelas Versionen zu Subjekten geworden, die ihr Begehren artikulieren können und eine eigene Stimme gefunden haben.

Abstract (eng)

Luisa Valenzuelas Cuentos de Hades can be read as a re-reading of Charles Perrault’s fairy tales. In the context of this thesis re-reading is understood as a deconstructive act. The dichotomy which determines the female characters in Perrault’s stories is deconstructed in Valenzuelas versions of the fairy tales. In my thesis I follow the assumption that Perrault’s fairy tales show female characters which represent the ideal image of womanhood according to the preferences of the French upper class in the 17th century that sees obedient, passive and patient behavior as ideal. Self-control and beauty are essential for the female fairy tale heroes in Perrault’s texts. The transgression of these moral borders entails punishment. This narrow moral corset of good and bad behavior, good and bad speech etc. is deconstructed by Valenzuela’s versions of the fairy tales. In Valenzuela’s texts it is exactly this transgression of the moral borders that allows the protagonists to develop and mature themselves in order to obtain freedom and independence of this dichotomic structure. This process can be seen in connection to Valenzuela’s ‘feminine language’. Female writing in Valenzuela’s understanding starts with taking action against the (inner) censorship. The phallozentric (linguistic) moral standards are substituted by own standards. The capture of an own and new territory can be seen in the texts on a linguistic and territorial level. The conquest of the forest and the hidden chamber coincides with the articulation of ones own ‘obscure desires’. The protagonists underline that they are now telling their stories themselves. In Perrault’s Version they were subjects of repression. In Valenzuela’s version they become subjects of enunciation who can now articulate their own desires with theiry own voice.

Keywords (deu)
ValenzuelaMärchenFrauDekonstruktion
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1297840
Number of pages
122