Abstract (deu)
Diese Diplomarbeit befasst sich mit dem Phänomen der Ironie und Selbstironie in der Minnelyrik Walthers von der Vogelweide. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass die Grundironie der Hohen Minne, wie sie der dialektischen Spannung des paradoxe amoureux - dem ständigen Pendeln des Sängers zwischen Hoffnung und Verzweiflung - immanent ist, bei Walther vielfach eine neuerliche Ironisierung erfährt. Zentrales Anliegen der Arbeit ist es, zu zeigen, welche Rolle Ironie und Selbstironie als funktionale Elemente in Walthers Minnelyrik einnehmen und was sie für die Textinterpretation zu leisten im Stande sind. Methodisch wird zunächst ein Überblick über die verschiedenen Erscheinungsformen der Ironie in diversen literarischen Gattungen, Epochen und Forschungsdisziplinen gegeben, in denen Ironie als Phänomen auftaucht bzw. behandelt wird, um von hier aus zu einem zeit- und gattungsübergreifenden Begriff der Ironie zu gelangen, der in Folge als Referenz- und Analyseinstrument fungiert. Nach dem Versuch Spuren von Ironie im Mittelalter ausfindig zu machen, wird im Mittelteil der Arbeit die exemplarische Untersuchung der Ironie an ausgesuchten Beispieltexten Walthers dargelegt. Im Anschluss daran erfolgt eine kurze Hypothese zur potentiellen Funktion der Ironie als Instrument der Kritik in der mittelalterlich höfischen Gesellschaft im Umfeld Walthers. Das letzte Drittel der Arbeit widmet sich schließlich – erneut unter Einbeziehung konkreter Textbeispiele - der Untersuchung der vielfältigen poetologischen Diskurse, die in Walthers Minneliedern häufig über Ironie entfaltet werden, wobei eine Annäherung an die Frage nach deren Funktionen versucht wird. Im Schlusswort wird nach einer Zusammenfassung der Ergebnisse die abschließende Frage angeschnitten, inwiefern sich in Walthers Ironisierungen ein Autorenselbstverständnis ausdrückt.