Abstract (deu)
Bei Stuckmarmor handelt es sich um eine Masse aus den Grundbestandteilen Alabastergips, Knochenleim, Wasser und Farbpigmenten, der nach aufwändiger Herstellung dem Erscheinungsbild echten Marmors gleicht und entweder als dessen Imitat oder nach dessen gestalterischen Grundsätzen frei geschaffen wird. Erste Dokumente von Kunstwerken nördlich der Alpen, die Marmorierung mithilfe von Stuckmarmor aufweisen stammen aus dem 16. Jahrhundert. Die Blütezeit dieser Technik ist jedoch von Beginn bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts anzusiedeln. In jenen zeitlichen Rahmen fallen auch die Stuckmarmorwerke des Stiftes Altenburg bei Horn in Niederösterreich, welche den Ausgangspunkt der Untersuchungen darstellen. Da die Stuckmarmortechnik lange Zeit dem Handwerk zugeordnet wurde und die Quellenlage spärlich ist, hat die kunsthistorische Forschung diesen Bereich häufig ausgespart. In der vorliegenden Diplomarbeit wird nun mithilfe von archivalischen Dokumenten, Restaurationsberichten, Sekundärliteratur sowie eingehender Betrachtung der Werke selbst, nach der künstlerischen Autonomie von Stuckmarmor unter mehreren Gesichtspunkten gefragt. Die bildlichen Qualitäten des Stuckmarmors sind ausschlaggebend für die Raumwirkung. Zu beobachten ist zudem das Zusammenspiel mit anderen Ausstattungsgattungen in Farbe und Form im Sinne des barocken Kunstverständnisses. Dennoch entwickelten Künstlerpersönlichkeiten - deren Handschrift sich partiell in der Gestaltung der Stuckmarmortextur ablesen lässt - vor allem in den der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Räumen fantasiereiche Varianten des Stuckmarmors oder suchten das vorbildliche natürliche Material zu übersteigern, um eine Bedeutung oder mehrere Bedeutungsebenen zu generieren, die wesentlich für das bestehende Raumkonzept waren und stellten somit die eigenständigen Qualitäten von Stuckmarmor unter Beweis.