Abstract (deu)
Das Haus Ploberger von 1916 ist eines der wenigen Wohnhäuser des Berliner Architekten Hermann Muthesius in Österreich, der mit seinen Schriften zum Hausbau am
Ende des 19. und im frühen 20. Jahrhundert einer der Reformer war, welche eine neue Richtung in der Kunst und vor allem Architektur einläuten wollten. Muthesius trug seinen Teil zu ebenjenen Reformen nicht nur im Staatsdienst, sowohl in England als Kulturattaché,
sondern auch später als geheimer Regierungsrat und als Mitbegründer des Deutschen Werkbundes, aber vor allem in der konsequenten, seinen Vorstellungen einer zeitgemäßen
Architektur entsprechenden, Umsetzung von Wohnhäusern für ein gehobenes Bürgertum bei. Dass es der Zufall wollte, dass eines seiner Landhäuser, für deren Entwicklung im
deutschsprachigen Raum er, auf Grund seiner Studien in England, mitverantwortlich war, in Österreich errichtet wurde, muss als Glückfall gewertet werden. Stellt es in seiner Andersartigkeit im Vergleich mit anderen Villen und Landhäusern jener Zeit in der Region ein politisches und gesellschaftliches „Statement“ des Bauherrn Wilhelm Ploberger dar, welcher eine protestantisch-deutsch-nationale Gesinnung hatte.
Gleichzeitig verwendete Muthesius genau dieses Haus in seiner Publikation „Wie
baue ich mein Haus?“, das ab 1917 bis 1925 vier Mal aufgelegt wurde. Die Ansprüche, die Muthesius mit dieser Publikation verfolgte, waren einerseits, seine Ansichten zum Hausbau einem breiten Laienpublikum zugänglich zu machen, andererseits, wie Laurent Stalder treffend festhielt, eine Kodifikation des Bauens für eine typologische Entwurfslehre zum Hausbau zu entwickeln. Dass das Haus Ploberger an einigen wichtigen Stellen darin quasi,
vor dem Hintergrund dieser Ansprüche, zum Bautyp erhoben wird, macht es im Werk von Hermann Muthesius so besonders. Liefert er damit nicht nur für eine heutige Analyse des
Gebäudes wertvolle Erkenntnisse zu dessen Verständnis, welche sonst verloren wären, sondern nimmt es tatsächlich als Vorbild für eine ganze Reihe von Wohnhäusern die
zeitgleich oder danach bis zu seinem Tod 1927 entstanden.