Abstract (deu)
Die Hauptakteur_innen dieser Arbeit sind Golems und Cyborgs sowie ihre Schöpfer_innen. Gewöhnlich stehen sie in einer asymmetrischen Machtbeziehung zueinander, in der die_der Golem oder Cyborg die Befehle der_s Schöpfer_in auszuführen verpflichtet ist. Diese Arbeit soll einen Versuch darstellen, eine andere Form der Beziehung zwischen den beiden zu entwerfen, in der die Möglichkeiten und Fähigkeiten des Gegenübers helfen, gesellschaftliche Grenzen zu überschreiten und eigene Potentiale zu wecken.
Mich einerseits auf jüdische* Traditionen beziehend und andererseits aus posthumanen und feministischen Cyborgtheorien schöpfend, konzentriere ich mich zunächst auf die Charakterisierung und Beschreibung von golemschen und cyborgschen Lebensrealitäten. Daraus ergibt sich ein vielseitiges Bild, an dem Verallgemeinerungs- und einfache Definitionsversuche abprallen.
Durch die Analyse bereits vollführter Definitionen zeige ich auf, dass diese aus dem Wunsch nach Abgrenzung und Beschränkung entstammen. Denn Golems und Cyborgs drohen auf die unmittelbare Umgebung ihre Unbestimmbarkeit auszustrahlen, welche anzunehmen die eigene Identität befragen hieße.
Bei genauerem Blick werden Zuschreibungen durch die Vielgestaltigkeit von Golems und Cyborgs radikal in Frage gestellt. Cyborgs und Golems stellen Vermischungen gegensätzlicher Prinzipien dar. In ihnen vereinen sich Widersprüche, wodurch sie zu Mediator_innen werden. Ihre Umgebung und insbesondere ihre Schöpfer_innen können genau dies von ihnen lernen, nämlich Spannungen aufzulösen angesichts der Tatsache, dass entgegengesetzte Ideen sehr wohl kombinierbar sind. In Auseinandersetzung mit dem_r Golem oder Cyborg erlangen tradierte Konzepte der Gegensätzlichkeit samt den ihnen inhärenten Machtverhältnissen Beweglichkeit. Gemeinsam mit dem Geschöpf kann die_der Schöpfer_in herausfinden, wie diese neu gewonnenen Freiheiten genutzt werden können, statt sie als destabilisierende Bedrohung zu erfahren.