Abstract (deu)
Im Zuge dieser Arbeit wird die Wechselwirkung von Gewittersystemen mit komplexer Topographie untersucht. Zu diesem Zweck wird ein Gewitterereignis, welches am 2. Au- gust 2007 auftrat, untersucht. Das Gewittersystem zog von der Ostschweiz über mehr als acht Stunden entlang des Alpenhauptkammes. Es bewegte sich dabei entlang der breiten Längstäler nördlich des Alpenhauptkammes Inntal, Salzachtal und Ennstal und überquer- te mehrere Gebirge mit Höhen von bis zu 3000 m mit ca. 14 m s−1.
Das Weather Research and Forecasting (WRF) Modell Version 3.3 wurde verwendet, um das am 2. August aufgetretene Gewittersystem zu simulieren. Die Simulation zeigt die Entwicklung einer Gewitterlinie mit einer Superzelle am Südende und Multizellen am Nordende. Als Grund für die Auslösung des simulierten Gewitters wurde das Zu- sammenwirken von orographisch induzierter Konvergenz über den Lechtaler Alpen und dem Durchgang einer Konvergenzliene, welche das Resultat nächtlicher Gewitteraktivität und deren Kaltluftseen war. Die Modelldaten werden mit Stationsdaten des TAWES- Messnetzes der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik und Raderbildern der Austro Control verglichen.
Die Simulation zeigt, dass Intensitätsschwankungen des Aufwinds eng mit der Geländehö- he unter dem Gewitter zusammenhängen. Die Talwindzirkulation konzentriert die Feuchte in der Grenzschicht in Konvergenzzonen über hohen Bergen oder entlang steiler Hänge. Die potenzielle Temperature und die Feuchte in den Tälern sind nicht höher, als über den Bergen in deren Umgebung. Es ist sogar das Gegenteil zu beobachten, da die Talwindzir- kulation warme Luft aus den Tälern bewegt.
Zwei weitere Simulationen wurden durchgeführt, um den Einfluss der Alpen zu ergründen. In einem ersten Schritt wird die Feinstruktur entfernt und die Alpen zu einem einzigen glatten Gebirgszug reduziert. Die Simulation über diesem Gelände produziert eine Super- zelle, welche jedoch lediglich 90 Minuten existiert und nicht Teil eines größeren zusam- menhängenden Systems ist. Eine weitere Simulation, bei der die Alpen durch ein flaches Plateau auf 400 Metern Seehöhe ersetzt werden, produziert keine Superzelle. Das Ergeb- nis ist eine Linie aus Gewitterzellen, welche der Kaltfront vorausgeht. Dies zeigt, dass die Alpen als ganzes die Windverhältnisse derart beeinflusst haben, dass Superzellenent- wicklung möglich wurde, während die feinere Struktur die Auslösung unterstützt und die Entwicklung beeinflusst haben.