You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1299730
Title (deu)
Jan Gossaerts Prager Lukas-Madonna
ein Beispiel kreativer Rezeption
Author
Manuel Kreiner
Adviser
Hans Aurenhammer
Assessor
Hans Aurenhammer
Abstract (deu)
Das Thema der Lukas-Madonnen weist in der niederländischen Malerei seit dem 15. Jahrhundert eine lange Tradition auf. So ordnete sich auch Jan Gossaert mit seiner 1515 entstandenen Lukas-Madonna, die in der Nationalgalerie in Prag aufbewahrt wird, in diese Tradition ein. Er orientiert sich dabei an einer auch für andere Künstler vorbildhaft gewordener Lukas-Madonna Rogier van der Weydens aus den 1430er Jahren. Diese Form des Stil-Archaismus, der bewussten Rückbesinnung auf malerische Vorbilder, war kein singulärer Fall, sondern ein Ergebnis eines neuen Stilbewusstseins im Umfeld des niederländischen Hofes, an dem die Kunst des 15. Jahrhunderts hohe Wertschätzung erfuhr. Darüber hinaus handelt es sich bei der Prager Lukas-Madonna um ein Beispiel des Stilpluralismus im Œuvre Jan Gossaerts, der sich regelmäßig nicht nur ein Werk zum Vorbild nahm, sondern aus einer Fülle an zurückliegender, aber auch zeitgenössischer Kunst schöpfte. Das lässt sich auch im Prager Bild zeigen: Gossaert, der hier auf die Druckgraphik Lucas´ van Leydens ebenso den Blick richtete, wie auf die aktuelle Malerei Italiens (Carlo Crivelli, Melozzo da Forlì), stellt sich als Rezipient breiten Interesses heraus. Sein Augenmerk galt aber nicht nur einzelnen Motiven, sondern ganzen Raumkompositionen und hierbei neuen Lösungen, die er in der italienischen Malerei bei seinem Aufenthalt in Rom und Umgebung kennenlernen, studieren und wohl auch in Zeichnungen festhalten konnte. Methodisch liegt der Arbeit Peter Burkes „kreative Rezeption“ zugrunde, ein Konzept, das den Künstler als Rezipienten ernst nimmt, der in Eigenständigkeit Vorbilder auswählt und in freier Art mit ihnen umgeht, um Neuartiges zu schaffen. Die Analyse der Vorbilder, die bei der Prager Lukas-Madonna in vorliegender Arbeit geboten wird, soll zeigen, dass die zahlreichen bisherigen ikonographisch-ikonologischen Untersuchungen und auch jene zur bildimmanenten Kunsttheorie des Prager-Bildes nicht an Gültigkeit verloren haben, aber verschiedentlich kritisch zu befragen sind. Gerade bei einem in formalen Fragen vielseitigen Rezipienten wie Jan Gossaert soll die Gefahr aufgezeigt werden, alle Eigenheiten seines Werks nur einem postulierten inhaltlichen Konzept unterordnen zu wollen. Vielmehr soll betont werden, dass die Arbeit eines in seiner rezeptiven Vorgangsweise offen agierenden Künstlers zugleich auch mit flexiblen RezipientInnen rechnet.
Keywords (eng)
GossaertMabuseNetherlandsreceptionBurkePragueLukeVergindrawing
Keywords (deu)
GossaertMabuseNiederlandeRezeptionBurkeStilpluralismusPragLukasMadonna
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1299730
rdau:P60550 (deu)
143 S. : Ill.
Number of pages
149
Members (1)
Title (deu)
Jan Gossaerts Prager Lukas-Madonna
ein Beispiel kreativer Rezeption
Author
Manuel Kreiner
Abstract (deu)
Das Thema der Lukas-Madonnen weist in der niederländischen Malerei seit dem 15. Jahrhundert eine lange Tradition auf. So ordnete sich auch Jan Gossaert mit seiner 1515 entstandenen Lukas-Madonna, die in der Nationalgalerie in Prag aufbewahrt wird, in diese Tradition ein. Er orientiert sich dabei an einer auch für andere Künstler vorbildhaft gewordener Lukas-Madonna Rogier van der Weydens aus den 1430er Jahren. Diese Form des Stil-Archaismus, der bewussten Rückbesinnung auf malerische Vorbilder, war kein singulärer Fall, sondern ein Ergebnis eines neuen Stilbewusstseins im Umfeld des niederländischen Hofes, an dem die Kunst des 15. Jahrhunderts hohe Wertschätzung erfuhr. Darüber hinaus handelt es sich bei der Prager Lukas-Madonna um ein Beispiel des Stilpluralismus im Œuvre Jan Gossaerts, der sich regelmäßig nicht nur ein Werk zum Vorbild nahm, sondern aus einer Fülle an zurückliegender, aber auch zeitgenössischer Kunst schöpfte. Das lässt sich auch im Prager Bild zeigen: Gossaert, der hier auf die Druckgraphik Lucas´ van Leydens ebenso den Blick richtete, wie auf die aktuelle Malerei Italiens (Carlo Crivelli, Melozzo da Forlì), stellt sich als Rezipient breiten Interesses heraus. Sein Augenmerk galt aber nicht nur einzelnen Motiven, sondern ganzen Raumkompositionen und hierbei neuen Lösungen, die er in der italienischen Malerei bei seinem Aufenthalt in Rom und Umgebung kennenlernen, studieren und wohl auch in Zeichnungen festhalten konnte. Methodisch liegt der Arbeit Peter Burkes „kreative Rezeption“ zugrunde, ein Konzept, das den Künstler als Rezipienten ernst nimmt, der in Eigenständigkeit Vorbilder auswählt und in freier Art mit ihnen umgeht, um Neuartiges zu schaffen. Die Analyse der Vorbilder, die bei der Prager Lukas-Madonna in vorliegender Arbeit geboten wird, soll zeigen, dass die zahlreichen bisherigen ikonographisch-ikonologischen Untersuchungen und auch jene zur bildimmanenten Kunsttheorie des Prager-Bildes nicht an Gültigkeit verloren haben, aber verschiedentlich kritisch zu befragen sind. Gerade bei einem in formalen Fragen vielseitigen Rezipienten wie Jan Gossaert soll die Gefahr aufgezeigt werden, alle Eigenheiten seines Werks nur einem postulierten inhaltlichen Konzept unterordnen zu wollen. Vielmehr soll betont werden, dass die Arbeit eines in seiner rezeptiven Vorgangsweise offen agierenden Künstlers zugleich auch mit flexiblen RezipientInnen rechnet.
Keywords (eng)
GossaertMabuseNetherlandsreceptionBurkePragueLukeVergindrawing
Keywords (deu)
GossaertMabuseNiederlandeRezeptionBurkeStilpluralismusPragLukasMadonna
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1299731
Number of pages
149