Abstract (deu)
Unter dem Titel "Nähe und Entzug Gottes in der Lichtung des Seyns" versammelt die Arbeit Heideggers Denken mit dem biblischen Wort vom Vorübergang JHWHs. Wir entdecken eine faszinierende Gemeinsamkeit, die wir das Offene nennen. In das Offene des Seyns ergeht die Offenbarung Gottes wie umgekehrt der Raum eines Offenen sich gerade in Gottes barmherziger (höflicher) Zurück-Haltung, in seinem Entziehen eröffnet. Die Bibel bringt Nähe und Entzug Gottes im Tetragramm (JHWH) zum Ausdruck. Der Bezug zu JHWH (ausgedrückt im Bund) öffnet den Menschen erst in seine abgründige Tiefe und bewahrt so seine Humanität. In ähnlicher Weise möchte Heidegger in der Figur des letzten Gottes ein sich ständig Entziehendes darstellen, das ein Offenes beständig offenhält und somit eine völlige Verzweckung und Unterwerfung des Seienden infragestellt. Heideggers seynsgeschichtlicher Gott ist nicht der Gott der Metaphysik und ausdrücklich zu unterscheiden vom Gott der biblischen Offenbarung. Theologisch interessant sind jedoch gedankliche Analogien im biblischen Denken wie in einem Denken des Seyns bei Heidegger: Die Kategorie des Übergangs oder der Gedanke, dass der Mensch nur in Bezug zu Gott in sein innerstes Wesen finden kann.
Angestoßen durch eine biblische Eröffnung besinnen wir uns auf zentrale Motive Heideggers: die Seinsvergessenheit der Metaphysik und das Geviert (das unendliche Verhältnis von Erde und Himmel, Gott und Sterblichen). Um die Frage von Nähe und Entzug Gottes in der Lichtung des Seyns aufzuhellen, beziehen wir uns auf biblische Texte (Ex 32-34, Mk 8) und versuchen Heideggers Denken daran umzubrechen. In einem sorgfältigen Durchgang durch seine Schriften (v.a. die Beiträge zur Philosophie) gilt es Fragen zu formulieren, welche uns wieder in die biblische Gottesrede verweisen könnten.