Abstract (deu)
Die Satire wird im Allgemeinen als dem Angriff dienende Komik beschrieben – doch wie kann es dieser Form des Humors gelingen, dass Kritik an menschlichem Verhalten zu Erheiterung führt? Wenngleich sich diese dem ungarischen Philosoph Arthur Koestler zufolge nicht in schallendem Gelächter äußert, so führt satirisch aufbereiteter Humor im Sinne einer intellektuellen Herausforderung jedoch zu stiller, innerer Freude. Doch wie können sich ebendiese, die Form eines Rätsels annehmenden humoristischen Inhalte, welche sich an den reinen Intellekt wenden, gestalten? Und was verlangt bzw. setzt satirisch präsentierter Humor seitens der Rezipienten voraus, um von diesen auch als solcher wahrgenommen werden zu können? Thema der vorliegenden Arbeit ist die Auseinandersetzung mit den humoristischen Elementen, Techniken und Darstellungsformen der Satire. Um das humoristische Potential – und damit den humoristischen Charakter – satirischer Darstellungen umfassend zu beleuchten, werden anhand des 1994 erschienen Films Muttertag jene Elemente und Strukturen ausfindig gemacht, welche der humoristischen Wahrnehmung satirisch aufbereiteter Inhalte dienen bzw. diesen einen komischen Charakter verleihen. Wenngleich lange Zeit zahlreiche humortheoretische Ansätze und Theorien überwiegend in der Psychologie angesiedelt waren, so entstanden jedoch auch Werke, welche sich der Problematik aus sozialwissenschaftlicher Perspektive nähern. So entwarf etwa Arthur Koestler dessen Theorie des schöpferischen Aktes, in welcher der von ihm geprägte Begriff der Bisoziation von zentraler Bedeutung ist, Henri Bergson hingegen erkennt in dessen Komiktheorie die Ursache des Komischen stets in einem das Lebendige überdeckenden Mechanismus. Die Ansätze der beiden Philosophen dienen im Rahmen der quantitativen Analyse als wesentliche Grundlage für die Kategorisierung humoristischer Elemente, sowie deren strukturelle Beschreibung und die Erarbeitung davon eventuell ableitbarerer Erfordernisse, welche von Rezipienten vorausgesetzt werden und diese erst zur humoristischen Wahrnehmung befähigen können, in der qualitativen Analyse des Films Muttertag. Für den kleinen Bereich des Spektrums Humor, entstand im Rahmen dieser Arbeit ein Erklärungsversuch des komischen Charakters satirischer Darstellungen, welcher in besonderem Maße in der Interaktion verschiedener humoristischer Elemente wurzelt. Wenngleich eine umfassende – das gesamte satirische Potential berücksichtigende – humoristische Wahrnehmung satirischer Darstellung spezifische Voraussetzungen seitens der Rezipienten verlangt, so kann Erheiterung jedoch auch ohne deren Vorhandensein stattfinden. Dies kann mit den aus der Analyse resultierenden Ergebnissen, welche die Möglichkeit humoristischer Wahrnehmung auf unterschiedlichen Ebenen – nämlich auf der Ebene des Intellekts, der Ebene des Affekts sowie der Ebene der persönlichen Anknüpfungspunkte – verdeutlichen, begründet werden.