Abstract (deu)
Schlegelia parviflora (Schlegeliaceae) ist eine tropische Lianenart, bei der nun entdeckt wurde, dass diese Art zweihäusig ist, was in der Literatur bis dato unbekannt war.
Untersuchungen wurden im Februar und März 2012 rund um die Tropenstation La Gamba, Costa Rica durchgeführt. Gesammeltes Pflanzenmaterial wurde nach Wien transportiert, um unter dem Rasterelektronenmikroskop genauer untersucht zu werden.
Dabei stellte sich heraus, dass es sich bei Schlegelia parviflora tatsächlich um eine zweihäusige Art handelt, wobei in den weiblichen Blüten reduzierte, nicht-funktionelle Staubblätter (ohne Pollen) entdeckt wurden. In den männlichen Blüten gibt es zusätzlich zu den vollentwickelten Staubblättern, einen reduzierten Stempel, wobei hier die Narbe nicht rezeptiv ist und sich somit aus den männlichen Blüten keine Früchte entwickeln können.
Die morphologischen Untersuchungen ergaben, dass die durchschnittliche Kelchlänge beziehungsweise auch die Kronröhrenlänge bei weiblichen Blüten länger ist als bei männlichen Blüten, wohingegen die freien Teile der Petalen, die den Schauapparat ausmachen, bei männlichen Blüten stärker ausgeprägt sind. Hinzu kommt, dass die männlichen Infloreszenzen im Allgemeinen aus mehr Blüten bestehen als die weiblichen, was mit früheren Hypothesen zur Evolution von Diözie im Einklang ist.
Um die frühen Entwicklungsstadien der Blüten zu dokumentieren, wurden rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen wurden von Staubblättern und Stempeln gemacht, die zuvor aus weiblichen beziehungsweise männlichen Knospen mit einer Größe von 1mm bis 13 mm präpariert wurden. Die vergleichende Analyse zeigt, dass die Blüten beider Geschlechter die gleiche Blütenorganisation aufweisen und sich in frühen Entwicklungsstadien sehr ähnlich sind, sich nachfolgend aber in funktionell männliche bzw. funktionell weibliche Blüten entwickeln. Zur Blütezeit sehen weibliche Blüten allerdings aus, als wären sie normale hermaphroditische Blüten mit entwickelten Staub- und Fruchtblättern. In männlichen Blüten hingegen, ist das Gynözeum deutlich reduziert. Staubblätter in männlichen Blüten sind zweimal so lang wie die Staminodien in weiblichen Blüten. Dieser Größenunterschied kommt aber nur durch die Reduzierung der Filamentlänge zustande. Die Größe der Antheren ist in männlichen, sowohl als auch in weiblichen Blüten gleich. Eine mögliche Erklärung für die Größe der Staminodien ist, dass Bestäuber getäuscht werden sollen, die sich nicht nur Nektar als Belohnung erwarten sondern auch Pollen, der ja aber in weiblichen Blüten nicht produziert wird. Der Stempel in weiblichen Blüten ist zweimal so lang, breiter und robuster als der rudimentäre Stempel in männlichen Blüten.
Blütenbesucher wie Honigbienen, stachellose Bienen, Kolibris, Schwärmer oder Ameisen werden vermutlich durch den honigsüßen Duft, der von den weiblichen sowohl als auch von den männlichen Blüten ausgeht, angelockt. Ausgehend von meinen Beobachtungen werden Honigbienen als Bestäuber angenommen.