Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der sozialen Rolle des weiblichen Geschlechts in Giovanni Boccaccios Decameron. Nach einer kurzen Einführung in Giovanni Boccaccios Leben sowie einem Überblick über den Aufbau und die Konzeption des Werkes, soll die Darstellung der unterschiedlichen Frauencharaktere analysiert werden. Dabei gilt es, die Wertigkeit der Frauen im Mittelalter zu berücksichtigen, um aufzuzeigen, inwiefern die Darbietung mit den tatsächlichen gesellschaftlichen Gegebenheiten des Mittelalters übereinstimmen.
Mit diesen Überlegungen soll die Vielgestalt der Frauencharaktere in drei Teilen untersucht werden. Die erstbehandelnde Gruppe umfasst die Leserinnen, denen Boccaccio sein Werkt widmet. Die zweite Gruppe stellen die sieben jungen Damen der Rahmenhandlung dar, die zusammen mit drei jungen Herren als Erzähler des Werkes fungieren. Die letzte Gruppe umfasst die weiblichen Charaktere der einhundert erzählten Novellen, in denen Frauen unterschiedlichen Standes auftreten. Dabei lässt sich die deutliche Tendenz erkennen, dass die meisten Frauen aktiv und konsequent ihr Schicksal bestimmen und sich nur die wenigsten von den gesetzlichen und moralischen Sitten der damaligen Gesellschaft leiten lassen. Boccaccio räumt den Frauen Freiheiten ein, die in der damaligen Zeit undenkbar gewesen wären. Innerhalb dieser Freiheiten müssen sich die Frauen jedoch beweisen.
Die Mannigfaltigkeit an Widersprüchen ist im Decameron allgegenwärtig, wodurch die Darstellung des weiblichen Geschlechts nicht verallgemeinert werden kann. Demnach erweist sich jede Frau als Individuum, die sich selbst unter ihren jeweiligen Lebensumständen zu beweisen hat. Es sind die unterschiedlichen Lebensverhältnisse, von denen erzählt wird, in denen das tugendhafte Verhalten zu der Bestrebung eines jeden zählen sollte.