Abstract (deu)
Diese Masterarbeit hat als Ziel die kritische Bestandaufnahme der Dolmetschsituation von medizinischen Begutachtungen im Rahmen der Pensionsanträge wegen Berufsunfähigkeit oder Invalidität sowie bei Pflegegeldanträgen in der Landesstelle Wien der österreichischen Pensionsversicherungsanstalt. Als größter Sozialversicherungsträger in Österreich bietet die Pensionsversicherungsanstalt seit Beginn der 2. Republik einen Dolmetschdienst für fremdsprachige Pensionswerber und Pensionswerberinnen an.
Das erste Kapitel der Masterarbeit behandelt für die Arbeit wichtige theoretische Ansätze, welche vor allem in der Auswertung der empirischen Studie zum Tragen kommen. Der zweite große Abschnitt gibt einen Einblick in die Organisation und den Einsatz der Dolmetschenden in der Pensionsversicherung. Im dritten großen Teil werden die Ergebnisse der qualitativen Experteninterviews ausgewertet. Im Rahmen der empirischen Studie wurden 4 Ärzte und Ärztinnen sowie 4 Dolmetscherinnen zur ihrer Erwartungshaltung und dem Selbst- bzw. Fremdbild der Dolmetscherin befragt. Die Auswertung der Leitfadeninterviews zeigt deutlich, dass sehr wohl eine Diskrepanz im Verständnis der Aufgabenstellung der Dolmetscherinnen und Dolmetscher besteht. Während die meisten Ärzte und Ärztinnen der Meinung waren, dass Dolmetschende nur für die sprachlichen Bedürfnisse der Pensionswerber und Pensionswerberinnen benötigt werden, sind Dolmetschende stark auf Anliegen und Arbeit der Ärzte und Ärztinnen ausgerichtet. Aus den Interviews geht ebenfalls stark hervor, dass mangelnde Kenntnisse des Berufstandes der Dolmetscherinnen und Dolmetscher maßgeblich den Umgang mit Dolmetschenden beeinflussen. Eine deutliche Verbesserung der gesellschaftlichen Stellung von Dolmetschenden könnte mit der Bewusstseinsschärfung hinsichtlich der Rolle und des Aufgabengebietes dieser geschaffen werden.