Abstract (deu)
Die Masterarbeit geht der Frage nach, welchen Einfluss die soziale Herkunft auf Bildungswegentscheidungen hat, wobei der Fokus auf Bildungsübergänge gelegt wird. Durch die Bewusstmachung von der Entstehung bzw. den Auswirkungen von sozialen Ungleichheitsverhältnissen im Bildungsbereich kann deren anscheinende Selbstverständlichkeit aufgebrochen werden. Somit wird die Möglichkeit eröffnet, diese abzubauen.
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der sozialen Herkunft und dem Verbleib im Bildungssystem liegt im Überschneidungsbereich der Bildungswissenschaft und der Soziologie und ist Thema der bildungssoziologischen Ungleichheitsforschung. Durch die ungleiche Verteilung der wertvollen Güter in der Gesellschaft kommt es zu ungleichen Lebensbedingungen. Diese Lebensbedingungen führen durch die primäre Sozialisation – also der Inkorporierung des Habitus - zu ungleichen Zugangsvoraussetzungen der Individuen beim Bildungserwerb. Durch die Inkorporierung des (Klassen-)Habitus und die Vererbung der verschiedenen Kapitalformen kommt es zur Reproduktion der sozialen Ungleichheit. Zur Erklärung der schichtspezifischen Bildungswegentscheidungen gibt es unterschiedliche Theorien. Hier wird Bezug zu jenen von BOUDON (1974), ERIKSON/JONSSON (1996), BREEN/GOLDTHORPE(1997), ESSER(1999) genommen.
Im Anschluss daran erfolgt ein narrativer Review, welcher Untersuchungsergebnisse darstellt, die bezogen auf zuvor dargestellte Theorien seit dem Jahr 2000 veröffentlicht wurden. Im Zuge dessen zeigten die Untersuchungsergebnisse, dass beim ersten Bildungsübergang von der Grundschule in die Sekundarstufe in Deutschland und den Niederlanden vor allem die primären Herkunftseffekte, also der Einfluss der sozialen Herkunft auf die Schulleistungen, von großer Bedeutung sind. In Italien konnte durch die Untersuchung im Gegensatz hierzu den sekundären Herkunftseffekten, also der schichtabhängigen Bewertung von Kosten bzw. Nutzen eines Bildungsweges, die bedeutendere Rolle zugeschrieben werden. Obwohl der Großteil der Untersuchungen zu dem Ergebnis kommt, dass hier eine Abnahme der sozialen Ungleichheit zu vermerken sei, wird diese am nächsten Bildungsübergang, jener zur tertiären Bildung, wieder deutlich: Hier sind es vor allem die sekundären Herkunftseffekte, welche die Entscheidung über den weiteren Bildungsweg beeinflussen. Durch die schichtabhängige Bewertung der Kosten bzw. Nutzen des weiteren Bildungsweges kommt es dazu, dass vor allem Schüler/innen aus unteren sozialen Schichten von einem Hochschulstudium absehen.