Abstract (deu)
Der epidermale Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) ist ein wichtiger Regulator der Selbsterneuerung und Differenzierung von Zellen der Epidermis und wird häufig in hohen Konzentrationen in einer Vielzahl von epithelialen Tumoren exprimiert. Das Plattenepithelkarzinom im Kopf-Hals-Bereich ist eine bestimmte Krebsart, in der der EGFR in bis zu 100% der Fälle überexprimiert wird. Diese Art von Krebs ist der sechsthäufigste bösartige Tumor weltweit und verantwortlich für etwa 350.000 Todesfälle pro Jahr. Aufgrund der Deregulierung des EGFR-Signalwegs in Vorstufen von Plattenepithelkarzinomen des Kopf-Hals-Bereichs, ist er ein bevorzugter Ansatzpunkt für neuartige Therapien mit einem breiten Spektrum an Inhibitoren, die derzeit untersucht werden. Cetuximab, ein monoklonaler Antikörper, der die EGFR Dimerisierung verhindert, wurde durch die „Food and Drug Administration“ (FDA) genehmigt und erfolgreich in der Behandlung gegen Krebs eingesetzt. Viele Patienten sprechen anfänglich gut auf das Medikament an, entwickeln jedoch im weiteren Behandlungsverlauf eine Resistenz, was schließlich zu Rückfällen führt. Daher ist es notwendig, die Mechanismen, die zur erworbenen Resistenz führen sowie die Strategien, diese zu überwinden, besser zu verstehen. Für diese Arbeit wurden zwei Plattenepithelkarzinom-Zelllinien, eine Kopf- und Hals-Karzinom-Zelllinie (HNSCC22) sowie eine epidermale Plattenepithelkarzinom-Zelllinie (SCC13) induziert, um eine Resistenz gegen Cetuximab zu entwickeln. Anschließend wurden die molekularen Veränderungen der Zelllinien, die mit dem Verlust der Cetuximab-Sensitivität einhergehen, charakterisiert. Es wurde kein erhöhtes Spätstadium von Apoptose in Cetuximab-sensitiven Zelllinen bei Einwirkung des Medikamentes für 48 h nachgewiesen. Eine quantitative Proliferationsanalyse zeigte einen signifikanten Rückgang nach der Exposition gegenüber Cetuximab für 48 h in der Zelllinie SCC13 S. Zudem führte die Behandlung mit Cetuximab zu einer Dosis-abhängigen Verringerung der Phosphorylierung der extrazellulär-signalregulierten Kinasen 1 und 2 (ERK1/2) in den Cetuximab-sensitiven Zelllinien, wohingegen kein Effekt in Cetuximab-resistenten Zelllinen sichtbar war. Darüber hinaus erhielten alle Zelllinien ihr proliferatives Potential in vivo, obwohl keine signifikanten Unterschiede in der Größe der orthotopen Tumoren von sensitiven und resistenten Zelllinien festgestellt werden konnte. Die Sequenzierung der nächsten Generation (NGS) zeigte, dass es keine Unterschiede in der globalen DNA Methylierung zwischen den sensitiven und resistenten Zellen gab. Jedoch konnten Änderungen in der Expression verschiedener Chromatin-Remodellierungs-Faktoren sowie von Genen, die im VEGF Signalweg beteiligt sind, nachgewiesen werden. Überraschenderweise zeigte eine gleichzeitige Behandlung mit Cetuximab und VEGF, dass VEGF die hemmende Wirkung von Cetuximab auf Krebszellen erhöht.
Zusammenfassend habe ich Cetuximab-resistente humane Zelllinien generiert und ihre Eigenschaften durch unterschiedliche Methoden charakterisiert. Mit der Durchführung von NGS habe ich die Methylome und Transkriptome von Cetuximab-resistenten und –sensitiven Zelllinen analysiert, wobei ich eine Deregulierung von mehreren Genen zeigen konnte. Die Analyse von VEGF, als ein potentielles „Kandidaten-Gen“, gab uns einen interessanten Hinweis über die mögliche Verwendung von VEGF, um die Empfindlichkeit von (HN)SCC Zelllinien gegenüber Cetuximab zu erhöhen. Dieses Modell stellt ein wichtiges präklinisches Werkzeug dar, um molekulare Mechanismen der erworbenen Resistenz gegenüber der EGFR-Blockade zu untersuchen und um „Kandidaten-Gene“ zu erkennen, die ebenfalls als Biomarker Verwendung finden können.