Abstract (deu)
Seit dem Systemwechsel 1989/90 standen die ungarischen Medien, im Besonderen die elektronischen Medien, unter dem Einfluss der Politik. Je nachdem welche Partei an der Macht war, versuchte die politische Führung die Medien zu kontrollieren. Erst mit der Einführung eines Mediengesetzes 1995 konnte der Einfluss der Politik auf die ungarische Medienlandschaft eingedämmt, jedoch nicht ganz unterbunden werden. So wurden auch in den Folgejahren unkonforme Journalisten entlassen und an ihrer Stelle linientreue Redakteure eingesetzt. Nachdem 2010 die national-konservative Fidesz-Partei mit einer Zweidrittelmehrheit ins ungarische Parlament gewählt wurde, führte sie ein neues Mediengesetz ein, das sowohl im In- als auch im Ausland Gegenstand von Kritik war.
Die vorliegende Diplomarbeit wurde von zwei zentralen Fragestellungen geleitet:
1. Wie hat sich die Medienpolitik in Ungarn seit dem Amtsantritt der national-konservativen Fidesz-Regierung 2010 verändert?
2. Kann Ungarn in Anbetracht der medienpolitischen Entwicklungen seit 2010 noch als ein demokratisches System angesehen werden?
Um die medienpolitischen Entwicklungen im zeitlichen Wandel darstellen zu können, untersuchte die Arbeit die Jahre ab 1989 mit Schwerpunkt auf die Veränderungen seit 2002. Der Fokus lag dabei vor allem auf das Medium Fernsehen, das laut dem Meinungsforschungsinstitut Ipsos als wichtigste Informationsquelle der ungarischen Bevölkerung gilt. Mit Hilfe von zwei Studien aus dem Jahr 2007 und 2011, die die Hauptnachrichten von fünf ungarischen staatlichen und privaten Fernsehsendern untersuchten, wurde die Medienpolitik der sozialistischen (2002-2008) mit jener der national-konservativen Regierung (seit 2010) verglichen und damit nicht zuletzt der Einfluss des 2011 erlassenen Mediengesetzes veranschaulicht.
Die Diplomarbeit konnte zeigen, dass sowohl die sozialistische, als auch die national-konservative Regierung Versuche unternahm den politischen Einfluss auf die Medien zu verstärken. Seit dem Amtsantritt der Fidesz-Regierung konnte diese mit Hilfe der Zweidrittelmehrheit im ungarischen Parlament die Kontrolle auf die Medien ausbauen.
Trotz der Mängel im Mediengesetz, als auch der 2011 verabschiedeten neuen Verfassung, die unter anderem die Rechte des Verfassungsgerichtshofes einschränkt, konnte sich Ungarn den Status einer Demokratie bis heute bewahren, doch zeigt sich eine negative Tendenz Richtung defekte Demokratie.