Abstract (deu)
Aktuelle Studien im Bereich der Geschlechterunterschiede in der Anwendung von Social Media Plattformen fokussieren sich auf reine statistische Analysen ihrer gesammelten Daten ohne die genaueren biologischen Hintergründe dieser zu hinterfragen. Eine kürzlich publizierte Arbeiten deuten darauf hin, dass es sich bei Facebook mehr als um ein x-beliebiges soziales Netzwerk handelt (aufgrund dessen einmaliger Offline-zu-Online Kontaktkreierung). Entgegen vieler Erwartungen, stellen dessen Profile anscheinend doch unser wahres selbst dar. Diesen Umstand verdanken wir dem intrinsischen Kontrolleffekt des um Facebook herum aufgebauten sozialen Netzwerks. Die vorliegende Studie testet Facebook-spezifische Vorhersagen basierend auf unterschiedlichen evolutionären Hypothesen wie der parentalen Investment-Theorie, postuliert von Robert Trivers und der Theorie der sexuellen Selektion von Charles Darwin um eventuell auftretende sexuelle Unterschiede in der Nutzung von Facebook von über 320 Teilnehmern zu erklären. Dabei wird evaluiert ob Männer tatsächlich sexuell selektierte Merkmale wie physische Stärke, Agilität und sozialen Erfolg im Umfeld von Facebook preferentiell darstellen, indem sie, unter anderem, eine entsprechende Selbstdarstellung betonen und eine große Anzahl an Freunden sowie Foto-Verlinkungen besitzen. Zudem überprüfen wir ob Frauen soziale Beziehungen in ihrer Selbsdarstellung betonen und deren Freundes-Listen restriktiver erstellt worden sind als von Männern, als Extrapolation einer restriktiveren Partnerwahl nach der parentalen Investmenttheorie. Zusätzlich untersuchen wir potentiell differentielle Trends in der Kommunikation auf Facebook und Unterschiede in der Freigabe von Informationen wie Beziehungsstatus oder Benachrichtigungsvorlieben.
Die Datenaufnahme geschah hierbei via einem open-access Online-Fragenbogen der durch Status-Nachrichten von selektierten internationalen Usern verbreitet wurde. Standard-Features von Facebook wie die Charakterisierung von Profilbildern sowie deren Motivation, Anzahl an Foto-Verlinkungen, die Freundes-Liste, Kommunikationsvorlieben und demografische Daten wurden, den Facebook-Datensätzen entsprechend, erhoben. Die gesamte Studie involviert über 320 Individuen (50% männlich & 50% weiblich) in der Altersgruppe von 21-30 Jahren.
Bei Männern wurde ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen einer höheren Wahrscheinlichkeit dass diese physische und soziale Stärke mittels der integrierten Möglichkeiten von Facebook darstellen erkannt. Dies bezieht sich im Detail auf ein entsprechend assoziiertes Profilbild (8.1% der Männer vs. 1.9% der Frauen) und die Anzahl ihrer Freunde (durchschnittlich 384.2 für Männer vs. 308.7 für Frauen) und stellt damit ein perfektes Beispiel für die sexuelle Selektion sowie die parentale Investitionstheorie dar wie sie in der Literatur beschrieben werden. Frauen fokussieren sich hingegen auf die Darstellung sozialen Zusammenhalts in ihren Profilbildern (7.5% der Männer vs. 17.5% der Frauen) und verhalten sich passiv (20% der Männer vs. 10% der Frauen haben selbst 60% ihrer Kontakte eine Freundesanfrage gesendet), selektiv bei der Erstellung ihrer Freundesliste/Facebook Netzwerks (8.8% der Männer vs. 1.9% der Frauen haben unbekannte Personen aus reinem Interesse hinzu gefügt). Überraschenderweise wurden keine geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Verwendung der kommunikativen Mittel (Wall/Timeline Einträge, private Nachrichten) entdeckt. Die gesamte Studie bezieht sich überwiegend auf den westlichen Kulturraum.
Zusammenfassend zeigen diese Resultate klar dass die aus der parentalen Investment Theorie und Theorie der sexuellen Selektion hergeleiteten Vorhersagen im Social-Media Umfeld von Facebook wiedergespiegelt werden unter Berücksichtigung bekannter sowie neu angewandter Marker wie bevorzugte Profilbilder oder Anzahl an Freunden.
. Diese Erkenntnis bestätigt vorhergehende Studien und öffnet die Türen für weitere, global, angelegte tiefgreifende Data-Mining Studien und Anwendungen im Bereich des Social Marketings, Behavioral Targeting und nicht zuletzt für die Biologie selbst in denen die kommerziell und nicht-kommerziell genutzten, umfangreichen, Datenbanken von Facebook zur Anwendung gebracht werden