Abstract (deu)
Mädchen spielen mit Puppen und Jungen mit Autos. Diese und ähnliche Annahmen sind oftmals fest in elterlichen Vorstellungen verankert. Warum dies so sein sollte, wird kaum hinterfragt. Die vorliegende Arbeit soll einen Einblick geben, inwiefern elterliche Erwartungshaltungen die Spielzeugwahl von Kindern im Alter von vier bis sechs Jahren beeinflussen.
Im theoretischen Teil wird daher ein Überblick über die Anlage-Umwelt-Diskussion, die Theorien zum Lernen am Modell nach Albert Bandura, ein Kapitel zu Geschlechterstereotypen sowie zu den Marketingstrategien von großen Spielzeugherstellern gegeben. Dem folgt eine Analyse von Interviewergebnissen von zwölf Eltern, die in einem ländlichen Kindergarten befragt wurden. Unter Berücksichtigung von pädagogischen, generativen und psychologischen Gesichtspunkten sowie dem Einbezug des elterlichen Kaufverhaltens wurde untersucht, wie sich Konstrukte über Geschlechtlichkeit bei Eltern manifestiert haben und in weiterer Folge im Spielzeugrepertoire der Kinder widerspiegeln.
Aufgrund der Erhebung kann an dieser Stelle davon ausgegangen werden, dass Eltern ihre Kinder hinsichtlich der klassischen Geschlechterrollen mehr beeinflussen, als ihnen bewusst zu sein scheint. Beim Kauf von Spielsachen für Kinder zu gewissen Anlässen nannten Eltern bei der Befragung spontan fast ausschließlich geschlechtsbezogene und neutrale Spielsachen. Im generativen Vergleich suggerierten die Eltern in manchen Fällen zumindest eine offenere Einstellung als die Großelterngenerationen. Vorgelegten Bildern mit geschlechtsbezogenen Themenspielwelten würden jedoch bei allen Eltern zum Kauf der mädchen- beziehungsweise jungengtypischen Spielwaren führen. Die Vorbildhaltung der Eltern im Bezug auf die Aufgabenteilung im Haushalt scheint darüber hinaus den Spielhorizont der Heranwachsenden maßgeblich zu prägen.
Im Hinblick auf eine geschlechtssensible Erziehung von Kindern ist zu konstatieren, dass noch viele sich hartnäckig haltende Geschlechterstereotypen aufzubrechen sind. Die Spielzeugindustrie mit ihren geschlechtsbezogenen Marketingstrategien wirkt diesbezüglich kontraproduktiv, wo es das Ziel sein sollte, junge Menschen ihren Interessen und Talenten entsprechend zu fördern und sie von tradierten Geschlechterkonzepten zu befreien.