Abstract (deu)
Welchen Beitrag Tourismus zur Entwicklung von Ländern des Südens leisten kann, ist seit den 1960er-Jahren Gegenstand zahlreicher Diskussionen. Der anfänglichen Euphorie über das Potential, welches in diesem Wirtschaftssektor steckt, folgte eine sehr kritische Auseinandersetzung, da negative umweltbezogene und soziale Auswirkungen einer rasanten Tourismusentwicklung immer augenscheinlicher wurden. Heute existieren zahlreiche Ansätze, die das Ziel haben, Tourismus in umwelt- und sozialverträgliche Bahnen zu lenken. Hierzu zählt auch die Einführung des Konzeptes von fair trade in diesen Dienstleistungssektor. Im Jahr 2000 wurde ein Pilotprojekt in Südafrika gestartet, welches im Weiteren zu der Entwicklung eines länderspezifischen Zertifizierungssystem für fair trade im Tourismus und der Gründung der Non-Profit-Organisation ´Fair Trade in Tourism South Africa (FTTSA)` führte. Da das Fortbestehen einer solchen Initiative unweigerlich mit deren Nutzen verknüpft ist, beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit den Vorteilen, die eine Zertifizierung mit dem FTTSA-Label für Unternehmen haben kann. Die theoretische Grundlage für diese Untersuchung liefert im Allgemeinen der Ansatz der Global Value Chain (GVC) und deren zentrales Konzept upgrading im Besonderen. Es wird im Folgenden angenommen, dass die Erfüllung bestimmter umweltbezogener und sozialer Standards nicht nur altruistische Gründe hat, sondern auch konkrete wirtschaftliche Vorteile schaffen kann. Die Fragestellung lautet daher, ob die Zertifizierung mit dem FTTSA-Siegel die upgrading Chancen eines Unternehmens erhöhen. Die Bearbeitung erfolgte zum einen auf theoretischer Basis, indem die FTTSA-Standards auf ihre upgrading Chancen hin überprüft wurden und zum anderen auf empirischer Basis, indem Interviews mit Besitzern/Managern von FTTSA-zertifizierten Unternehmen durchgeführt wurden um die praktische Relevanz der theoretisch getroffenen Annahmen zu prüfen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass einer Zertifizierung mit dem FTTSA-Siegel zwar zahlreiche theoretische upgrading Chancen innewohnen, diese in der Praxis jedoch nur partiell auftreten. Hinzu kommt der Umstand, dass zahlreiche Anforderungen für das Siegel zum Zeitpunkt der Akkreditierung bereits vorhanden waren, wodurch die dadurch entstandenen Vorteile nicht direkt der Zertifizierung zugeschrieben werden können. Die vorliegende Arbeit kommt daher zum Schluss, dass bis zum jetzigen Zeitpunkt eine Zertifizierung mit dem FTTSA-Siegel, im Gegensatz zu fair trade Zertifizierungsprogrammen im landwirtschaftlichen Bereich, vielmehr aus Marketingzwecken erfolgt um sich im Hinblick auf zukünftige Trends Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, als dass sie zu direkten ökonomischen Vorteilen für die Unternehmen führt.