Abstract (deu)
Die Bosumtwi Struktur ist ein gut erhaltener komplexer Impaktkrater mit 10,5 km Durchmesser und einem Alter von etwa 1,07 Ma. Er wird mit der Entstehung eines der vier auf der Erde bekannten Tektitstreufelder, den Elfenbeinküsten-Tektiten, verbunden. Im Jahr 2004 fand ein internationales und multidisziplinäres Bohrprojekt im Rahmen des International Continental Scientific Drilling Program (ICDP) statt und seitdem wurden der Krater und seine Gesteine intensiv untersucht. Diese Dissertation ist eine Fortführung dieser Untersuchungen mit neuen Fragestellungen und Methoden.
Kapitel 3 der Dissertation präsentiert eine detaillierte Charakterisierung der drei Granittypen (und eines mafischen Ganges) in der Nähe des Bosumtwi Kraters bezüglich Petrographie, Haupt- und Spurenelementgeochemie, Geochronologie und der Isotopenzusammensetzung. Dies erlaubt es, die magmatische Entwicklung des Westafrikanischen Kratons in diesem Gebiet zu charakterisieren und die geologischen Rahmenbedingungen und Zielgesteine des Impaktes zu verstehen. Diese Studie legt durch die Ähnlichkeit der Zusammensetzung (stark Al-reiche Muskovitgranite und Granodiorite) und der Alter (zwischen 2092±6 Ma und 2098±6 Ma) aller granitischen Intrusionen nahe des Bosumtwi-Kraters eine kogenetische Entstehung nahe. Die Granitoide wurden vermutlich durch Tonalite-Trondhjemite-Granodiorite (TTG)-Anatexis (oder davon abgeleiteter Gesteine) bei relativ niedrigem Druck und Temperatur gebildet. Darauf leitet sich ab, dass die Intrusionen des Bosumtwi-Gebietes genetisch verwandt mit dem Banso-Granit östlich des Kraters sind und als Becken-Typ Granitoide im Spätstadium klassifiziert werden können. Auch ein mafischer Gang nordöstlich des Bosumtwi-Kraters scheint mit jenen felsischen Intrusionen genetisch verwandt zu sein. Basierend auf diesen Erkenntnissen wird eine Verbesserung der bisherigen geologischen Karte des Bosumtwi-Kraters vorgeschlagen.
Kapitel 4 präsentiert Ergebnisse der Untersuchung der räumlichen Beziehungen zwischen einer statistisch signifikanten Anzahl von Körnern (278) die, innerhalb eines bestimmten Bereiches eines einzelnen Dünnschliffs (~35 mm2) des Bosumtwi Impaktkraters, planare Deformationstrukturen (PDFs) (409) zeigen. Vorherige Studien an PDFs basierten entweder an einzelnen Körnern oder an einer zufällig gewählten Quarzkorn-"Population". Mit diesem Vorgehen war es nicht möglich, etwaige räumliche Beziehungen zwischen Quarzkörnern und ihren zugehörigen PDFs zu erfassen. Die aktuelle Studie zeigt, dass einige der beobachteten PDF-Muster und Anhäufungen (bestehend aus Quarzkörnern mit der gleichen PDF-Orientierung) den Eindruck eines heterogenen Schockfeldes vermitteln - ähnlich den Erkenntnissen einer kürzlich nummerisch modellierten Studie. Weiters zeigt sich, dass die PDFs welche sich entlang unterschiedlicher Ebenen innerhalb des Kristallgitters bildeten, in ihren physischen Eigenschaften, Erscheinung und Lage im Korn unterscheiden. Die PDFs welche sich entlang der {10-13} Orientierung bilden sind sehr gut sichtbar, breit, und bedecken im Allgemeinen signifikante Bereiche des Korns. PDFs die sich entlang {10-11} and {11-22} orientieren sind sehr kurz, undeutlich und unter dem Universaldrehtisch kaum sichtbar. Dieser Unterschied wurde in früheren Untersuchungen nicht diskutiert. Möglicherweise deutet dies darauf hin, dass sich unterschiedliche PDF-Orientierungen auf etwas unterschiedliche Weise bilden. Zusätzlich wird ein neues web-basiertes Programm zur Indizierung von PDF-Sets vorgestellt.
Kapitel 5 diskutiert die Ergebnisse der Untersuchung der Bohrkerne LB-07A und LB-08A des Bosumtwi-Kraters, Ghana. In zwei Proben, von insgesamt 25, des Kerns LB-07A und in keiner der fünf Proben des Kerns LB-08A wurde ein 10Be-Signal gefunden. Nach Ausschluss anderer Möglichkeiten scheint es am wahrscheinlichsten, dass der erhöhte 10Be Gehalt in zwei Grauwackenklasten höchstwahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass die Ausgangsgesteine dieser Klasten vor dem Einschlag in Oberflächennähe (20-25 m Tiefe) waren. Die Ergebnisse dieser Studie deuten auf eine gute Durchmischung der Krater-Brekzien während des terrestrischen Impaktprozesses, während diese Durchmischung bei submarinen Kratern weniger ausgeprägt ist. Weiterhin weist das Fehlen eines 10Be-Signals in den Gesteinen direkt an der Seesediment-Impaktit-Grenze auf eingeschränkte meteorische Wasserinfiltration innerhalb des Kraterbodens hin. Das könnte bedeuten, dass die meteorische Wasserinfiltration innerhalb eines Kraters nicht durch oberirdische Porenraum-Infiltration, sondern eher durch ein lokales Bruchsystem stattfindet.