Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit widmet sich den Bildern von Menschen und Mischwesen mit Menschenkörper in der ostgriechischen Vasenmalerei archaischer Zeit. Eine neue Zusammenstellung des bislang publizierten Materials bietet die Grundlage, die zentralen Bildthemen zu ermitteln: Solche, die häufig dargestellt werden und solche, die sich aufgrund ihrer Darstellungsweise, Zeitstellung und der Bildträger, auf denen sie angebracht sind, zu Gruppen zusammenschließen lassen. Die Bildthemen werden jeweils vorgestellt und im Vergleich mit den Darstellungen anderer Landschaften ikonographisch untersucht, um schließlich nach der Deutung der Bilder in ihrem ursprünglichen Rezeptionskontext zu fragen.
Die Untersuchung geht jeweils von den Vasenbildern aus. Ausgewählte Darstellungen der untersuchten Bildthemen in anderen Materialgattungen werden hinzugezogen, um das bei den Vasenbildern gewonnene Bild zu ergänzen und um jeweils zu überprüfen, inwieweit es sich um ein gattungsspezifisches Thema handelt.
Besonderes Augenmerk gilt im Rahmen der ikonographischen Untersuchung dem Vergleich der ostgriechischen Darstellungen mit denen anderer Landschaften, vor allem den Vasenbildern des Mutterlands, die aufgrund ihres Bilderreichtums traditionell im Fokus des Forschungsinteresses standen. Dahinter steht die Frage, ob es überhaupt eine spezifisch ostgriechische Ikonographie in archaischer Zeit gibt, oder ob diese weitgehend derjenigen der anderen Landschaften entspricht.
Zu Beginn wird die Frage nach dem Anfang der Menschen- und Sagendarstellungen im ostgriechischen Bereich gestellt. Die nächsten Kapitel widmen sich Darstellungen von Menschen in verschiedenen Rollen, so bei Tanz, Gelage, Reigen, Prozession und Opfer sowie als Gabenbringer. Sodann werden die besonders häufig vorkommenden Mischwesen untersucht, also Satyrn und Kentauren. Dazwischen werden übergreifende Themen in eigenen Kapitel behandelt: Zum einen die Kleidung, die für die Ikonographie aller Bilder von Menschen von Bedeutung ist; zum anderen Flügelfiguren und Naturdarstellungen, Themen, die in der archäologischen Forschung traditionell als ›typisch ionisch‹ gelten.
Darstellungen von Menschen und Mischwesen setzen in den ostgriechischen Vasenbildern vergleichsweise spät ein. Eine dichtere Reihe beginnt erst an der Wende vom 7. zum 6. Jh. und damit deutlich später als im Mutterland. Ab dieser Zeit ist die ostgriechische Vasenmalerei in ihrer Darstellungsweise insgesamt weder besonders rückständig noch besonders innovativ. Sie hat Teil an den zentralen Strömungen ihrer Zeit und ist in vielen Fällen auf dem jeweils neuesten Stand.
Die Bildsprache unterscheidet sich nicht grundlegend von derjenigen anderer griechischer Landschaften. Auch die ostgriechischen Bilder zeigen nicht nur Elemente der sichtbar den Menschen umgebenden Welt, sondern nutzen Bildelemente, etwa Pflanzen oder Flügel, um nicht Sichtbares wie Stimmungen, Eigenschaften oder göttliche Mächte ins Bild zu setzen. Die Topoi zu vermeintlich ›typisch ionischen‹ Eigenheiten der ostgriechischen Ikonographie finden in der Gesamtheit der Bilder keine Bestätigung. Die Eigenheiten der ostgriechischen Vasenbilder zeigen sich vielmehr im Detail: Zum einen in eigenen Variationen allgemein verbreiteter Themen, zum anderen in besonderen Ausprägungen von Figuren oder ihrer spezifischen Verwendung auf bestimmten Gefäßformen. Auch in Details der dargestellten Kleidung mögen sich lokale Praxis, Bräuche und Traditionen spiegeln.
Insgesamt sind die Unterschiede aber nicht so ausgeprägt, dass sie auf ein völlig anderes Lebensgefühl oder Gesellschaftsbild im ostgriechischen Raum schließen lassen. Die griechische Ostägäis bildet vielmehr einen einheitlichen und künstlerisch eng vernetzten Kulturraum mit dem Mutterland. -- Der Arbeit liegt eine DVD mit 1413 Abbildungen der im Katalog aufgeführten Stücke bei.