Abstract (deu)
Die Festlegung eines angemessenen Umtauschverhältnisses der Anteile bei der Verschmelzung von Aktiengesellschaften stellt das wesentlichste Kernelement des Verschmelzungsbeschlusses dar. Der Bemessung liegen Unternehmensbewertungen zugrunde, die jedoch kein exaktes Ergebnis liefern können, sodass es in diesem Bereich häufig zu Meinungsverschiedenheiten kommt. Da die Anfechtung des Verschmelzungsbeschlusses durch einzelne Aktionäre jedoch mit erheblichen Nachteilen für die beteiligten Gesellschaften verbunden wäre, untersagt § 225b AktG die Einbringung einer Anfechtungsklage alleine aus dem Grund der Unangemessenheit des Umtauschverhältnisses. Anstelle des Anfechtungsrechtes gewähren die §§ 225c ff AktG den Aktionären ein besonderes nachgeschaltetes Verfahren zur Überprüfung des Umtauschverhältnisses, das erst nach Eintragung der Verschmelzung gegen die aufnehmende oder neu gegründete Gesellschaft eingeleitet werden kann. Damit wird sichergestellt, dass der Verschmelzungsvorgang nicht durch Anfechtungen wegen Unangemessenheit des Umtauschverhältnisses verzögert werden kann.
Für die Gründung einer SE durch Verschmelzung legt Art 25 Abs 3 SE-VO fest, dass ein nachträgliches Verfahren zur Überprüfung des Umtauschverhältnisses nur dann zur Anwendung kommt, wenn entweder die Rechtsordnung der beteiligten ausländischen Gesellschaft ebenfalls ein derartiges Verfahren kennt oder die beteiligte ausländische Gesellschaft ausdrücklich akzeptiert, dass die Aktionäre der betreffenden Gesellschaft auf ein solches Verfahren zurückgreifen können.
Diese rechtswissenschaftliche Dissertation untersucht, unter welchen Voraussetzungen das spezielle Verfahren zur Überprüfung des Umtauschverhältnisses gemäß den §§ 225c ff AktG bei der Gründung einer SE zur Anwendung kommt und welche Probleme dabei auftreten können. Die behandelten rechtlichen Themen sind weit gestreut und setzen bereits bei der Ermittlung des anwendbaren Rechts bei grenzüberschreitenden Verschmelzungen an. Darüber hinaus werden insbesondere auftretende gesellschafsrechtliche, zivilverfahrensrechtliche und europarechtliche Fragen detailliert behandelt. Daneben wird aber auch durchaus kritisch auf die praktische Relevanz einzelner Bestimmungen eingegangen. Schließlich werden die zunächst theoretisch erarbeiteten Grundlagen anhand von Fallbeispielen anschaulich und praxisnahe im Detail dargestellt.