Abstract (deu)
Diese Dissertation analysiert die Wahrnehmung von lokalem Wandel, und im Speziellen des Klimawandels. Die beiden untersuchten Felder sind die Insel Wallis (Wallis und Futuna) und das Atoll Rangiroa (Französisch Polynesien). Diese unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Geomorphologie und ihrer Sozialorganisation, jedoch sind sie beide Teil der französischen Überseegebiete im Südpazifik und der Kulturregion Polynesien. Ziel dieser Arbeit ist es, die Sichtweise der lokalen Bevölkerung betreffend aktueller und zukünftiger Veränderungen zu verstehen. Die Analyse, basierend auf den Methoden der Anthropologie, definiert vier Indikatoren: Der Indikator „Raum“ steht für die örtliche Raumwahrnehmung, den Residenzmodus, Landverwaltung und Migration. Der Indikator „Ressourcen“ identifiziert wichtige Dynamiken im Zusammenhang mit dem Sandabbau an den Küsten, der Stranderosion und der Errichtung von Ufermauern. Der Indikator „Katastrophen“ behandelt Zyklone und Tsunamis, welche Hinweise geben können auf die lokale Wahrnehmung von potentiellen Gefahren auf Grund von Naturkatastrophen. Der letzte Indikator, „soziale Gegebenheiten“, beschreibt die lokale Auffassung des Konzepts „Klimawandel“ und dessen wissenschaftlichen Diskurs, die Rolle der Medien und der Politik, sowie lokale Umweltbeobachtungen und deren Interpretation. Außerdem werden Zukunftsszenarien im Zusammenhang mit einem ansteigenden Meeresspiegel gezeichnet. Am Beginn dieser Arbeit standen Fragestellungen von Spezialisten der Küstenraumplanung, die einerseits ein besseres Verständnis der lokalen Konzeptionen des Küstenraumes wünschten, und andererseits Mittel und Wege suchten, um die lokale Akzeptanz ihrer Ideen und Aktionen betreffend der Raumplanung zu erhöhen. Im Kontext Ozeaniens ist die Verwaltung des Küstenraumes sehr komplex und unterschiedlich verglichen mit westlichen Verwaltungskonzepten. Das Ziel dieser Analysen war also eine verbesserte Kommunikation aller Beteiligten, um weitere Zerstörungen dieses Lebensraumes, welcher lebenswichtig für die betroffenen Bevölkerungen ist, zu verhindern. Diese Arbeit ist aus einem multidisziplinären Zugang entstanden, welcher versucht, die Sicht der Naturwissenschaften mit jener der Sozialwissenschaften zu ergänzen. Sie soll ein Beitrag in der Analyse einer extrem aktuellen Problematik sein, welche sehr bald die Küsten unseres Planeten betreffen wird: Der weltweite Anstieg des Meeresspiegels, welcher durch den Klimawandel verursacht wird. Die Inseln des Pazifiks sind empfindliche Ökosysteme und sind kurz- und mittelfristig bedroht. Diese Dissertation nähert sich diesem Thema mit einer anthropologischen Analyse, welche eventuelle Adaptationsstrategien aufzeigt, die von der lokalen Bevölkerung in der Zukunft gewählt oder akzeptiert werden könnten. Die Analyse zeigt, dass drei Schlüsselfaktoren bei der Kommunikation zwischen der lokalen Bevölkerung und den Spezialisten der Raumplanung essentiell sind: (1) Die Konzeption des Klimawandels an sich, die westliche Auffassung von Landverwaltung und eine höchst administrative Strukturierung der Lebensweise sind importierte Konzepte, die sich nicht aus der polynesischen Kultur entwickelt haben. (2) Die aktuelle Lebensweise auf den beiden analysierten Inseln erhöht die mit Naturkatastrophen verbundenen Risiken. In voreuropäischen Zeiten dominierte eine flexible und mobile Lebensweise, welche eine dynamische Anpassung an lokale Veränderungen der Umwelt ermöglichte. Diese Flexibilität verschwindet schrittweise, was einen weiteren Beitrag zur Zerstörung des Lebensraums Küste darstellt. (3) Die Art und Weise der Kommunikation ist wesentlich bei der Einführung von neuen Ideen. Die polynesische Kultur basiert auf mündlichen Überlieferungen, und juristische Texte, welche ohne Berücksichtigung der lokalen Vision des Küstenraumes konzipiert wurden, sind nicht an die lokale Funktionsweise angepasst. Raum zur Diskussion ist absolut notwenig, da neue, importierte Sichtweisen am besten durch das gesprochene Wort veranschaulicht werden können. Dies betrifft ebenfalls die Kommunikation des Konzepts Klimawandel. Oft werden Informationen der Medien oder der Wissenschafter schlecht angenommen, da die Kommunikationsweise suboptimal ist.