Abstract (deu)
Durch die etwa seit den 1950er Jahren forcierte Ausweitung des Performativen zu einem universalen Phänomen der gegenwärtigen Kulturlandschaft ist die Performativität zu einem konstitutiven Part der heutigen Gesellschaft und damit zu einem eigenständigen Forschungsfeld geworden. Der Begriff, abgeleitet von „to perform“, im Deutschen „vollziehen“, bildet den unscharfen Grenzbereich zwischen Bildender Kunst und Theaterwissenschaft und zeichnet sich durch Ereignischarakter, Emergenz und Einbeziehung der Betrachter aus.
Die immer wieder propagierte Transitorik und davon ausgehende Unwiederholbarkeit performativer Prozesse wird vor allem dann eminent, wenn es um deren Vermittlung und Archivierung geht. In einem Zeitalter der Massenmedien wird ständig aufgezeichnet, reproduziert und mit dem Anspruch auf Objektivität archiviert – sei es für den Privatgebrauch oder die Öffentlichkeit.
Gerade der Kunstmarkt hängt in erheblichem Maße von einer konstanten Rezeption jeglicher Kunst ab, auch wenn diese temporär angelegt ist, wie beispielsweise bei dem isländischen Künstler Olafur Eliasson. Dieser setzt sich innerhalb seines OEuvre überwiegend mit ephemeren Phänomenen aus Natur, Kunst und Technik und deren Diskursivität auseinander, wobei Wahrnehmungsaspekte und Rezeption der Betrachter eine entscheidende Rolle einnehmen.
Anhand von Eliasson werden in dieser Diplomarbeit – mit Schwerpunkt auf einer Ästhetik des Performativen – performativ interpretierte Prozesse auf ihre Rezeption, Reproduzier- und Archivierbarkeit hinterfragt. Dabei steht die bildliche Vermittlung im Fokus. Die Problemstellung schließt folgende Fragen mit ein:
Wie kann sich Performance definieren und dem entsprechend auf Eliassons überwiegend installativ zu verortende Kunst ausgeweitet werden? Was macht das ephemere Moment als ein ästhetisches aus, wie kann man es greifbar machen und – in letzter Konsequenz – inwiefern lässt sich somit ein performatives Ereignis bzw. ein performativer Prozess archivieren?