Abstract (deu)
Empirische, zumeist synchrone linguistische Arbeiten haben immer wieder über ein in den Sprachen der Welt gemeinsames oder sich gegenseitig ausschließendes Auftreten bestimmter sprachlicher Elemente, auch im Bereich der Syntax, berichtet. Die Beschreibung von überwiegenderweise als Implikationen formulierten Sprachuniversalien durch Joseph H. Greenberg in den 1960er Jahren übte beträchtlichen Einfluss auf die Sprachtypologie aus und gilt als eine der einflussreichsten Publikationen dieser Art für die Syntax. Die vorliegende Arbeit betrachtet als eine hauptsächliche Erklärung für das wiederkehrende gemeinsame Auftreten syntaktischer Eigenschaften Regelmäßigkeiten im Spracherwerb, der den diachronen Sprachwandel formt. In dieser Hinsicht werden die wichtigsten quantitativen statitistischen Computermodelle vorgestellt und diskutiert, die sowohl Spracherwerb als auch Sprachwandel integrieren. Des weiteren, gemäß der großen Bedeutung der Untersuchung diachronen Wandels, wird eine Definition und Klassifikation von „Konspirationen” als Assoziationen linguistischer Eigenschaften nicht nur durch Demonstration ihrer Affinität (oder Unvereinbarkeit) mit anderen solchen Eigenschaften auf synchroner Ebene, sondern auch in ihrer diachronen Entwicklung vorgestellt. Einige synchrone und diachrone Beispiele, hauptsächlich aus Indogermanischen Sprachen, sollen das Konzept des Konspirations-Begriffes veranschaulichen, darunter syntaktische Korrelationen mit entweder VO oder OV Wortstellung, transitive expletive Konstruktionen und Objekt-Verschiebung, und die Unvereinbarkeit von V2 Wortstellung und dem Auftreten von Null-Subjekten als Fall einer negativen Konspiration. Dabei unterstützen eigene statistische Analysen die dargestellten Ergebnisse. Des weiteren unterstreicht eine detaillierte Diskussion wahrscheinlicher und denkbarer kausaler Ursachen für das Entstehen von Konspirationen die Rolle kognitions-psychologischer Faktoren, die während des Spracherwerbs wirksam sind. Eine experimentelle Studie über Spracherwerb einer künstlichen Sprache bei Erwachsenen, deren Ergebnisse Vorhersagen einer von Greenberg formulierten universellen Implikation als auch einer prinzipiellen Tendenz zur Harmonie syntaktischer Kategorien (welche dem Konzept der „Drift“, das von Edward Sapir in den 1920er Jahren beschrieben wurde, als zugrundeliegend diskutiert wird) darstellen, verdeutlicht die Wichtigkeit kognitions-psychologischer Faktoren beim Spracherwerb für die Entstehung syntaktischer Struktur. Aber auch andere Ursachen für diachronen Sprachwandel und die Entstehung oder Abwesenheit (erwarteter) Konspirationen werden diskutiert, darunter Sprachkontakt, Tradierung gemeinsamer Eigenschaften bei Sprachverwandtschaft, und sozio-kulturelle Faktoren; ebenso wird die Wichtigkeit kollektiver Dynamik für den Sprachwandel erläutert.