You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1302391
Title (eng)
Making Futures Public
Parallel title (deu)
Die Demokratisierung der Zukunft
Author
Gernot Hartwig Rieder
Adviser
Ulrike Felt
Assessor
Ulrike Felt
Abstract (deu)
Das Gebiet der Nanotechnologie und Nanowissenschaft gilt als eines der vielversprechendsten Forschungsfelder des 21. Jahrhunderts. Ob seiner schwer einzuschätzenden Entwicklung fungiert der Bereich sowohl als Träger großer Hoffnungen als auch als Hintergrund anhaltender Ängste und Bedenken. In Anbetracht des großen ökonomischen Potentials haben sich politische EntscheidungsträgerInnen bereits früh darum bemüht gezeigt, die soziale Akzeptanz des Feldes durch eine verantwortungsvolle und nachhaltige Forschungs- und Innovationspolitik sicherzustellen. Die Einhaltung demokratischer Grundsätze und der Einsatz von BürgerInnenbeteiligungsverfahren gelten erklärtermaßen als elementare Bestandteile einer solchen „Governance”-Programmatik. Ein genauerer Blick offenbart jedoch, dass diese auf integrative technowissenschaftliche Entscheidungsfindungsverfahren abzielende Rhetorik durch fest etablierte Vorannahmen wie etwa das „Defizit-Modell“ oder das „Risiko-Paradigma“ unterminiert wird, was zur Folge hat, dass öffentliche Partizipationsinitiativen oftmals zu unidirektionalen, expertenzentrierten Wissensvermittlungsübungen degradiert werden, wodurch die Wissens-, Interpretations- und Erfahrungshorizonte der teilnehmenden „Laien-BürgerInnen“ ins Hintertreffen geraten. Vor diesem Hintergrund geht die vorliegende Arbeit der Frage nach, unter welchen Umständen und strukturellen Bedingungen es möglich ist, qualitative, bürgerzentrierte Sozialforschung im Bereich neuer und aufstrebender (Nano)Technologien durchzuführen. Welche Ressourcen, Kenntnisse und Kapazitäten sind erforderlich, um Forschung zu betreiben, die die Systematik alteingesessener Regierungsmethoden in Frage stellt, und die alternative Konzepte der technopolitischen Entscheidungsfindung zu implementieren sucht, bei denen BürgerInnen nicht mehr als passive, mit Information zu füllende Gefäße, sondern als TrägerInnen von potentiell wertvoller Expertise verstanden werden? Die Arbeit gründet auf einer eingehenden empirischen Untersuchung dreier Forschungsprojekte, die sich mit BürgerInnenvisionen bezüglich potentieller Nano-basierter Zukunftsszenarien auseinandergesetzt haben. Bei diesen Projekten handelt es sich um das in Arizona situierte NanoFutures-Projekt, das von Durham aus koordinierte DEEPEN-Projekt, und das in Bergen angesiedelte TECHNOLIFE-Projekt. Die Auswertung des Datenmaterials orientiert sich an einem induktiven Grounded Theory-Ansatz und aktuellen Aufrufen zu vergleichender Forschung. Ferner knüpft die empirische Analyse an Konzepte wie Geographies of Science, Technopolitical Cultures, Epistemic Cultures/Communities und Technologies of Imagination an. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass für eine erfolgreiche Durchführung von bürgerzentrierter Wissenschafts- und Technikforschung eine Vielzahl von diskursiven, kulturellen, epistemischen und methodologischen Ressourcen notwendig sind. Ein Befund, der einerseits das Aufkommen eines WissenschaftlerInnentypus aufzeigt, welcher sich nicht mehr in den akademischen Elfenbeinturm zurückzuziehen vermag, und der andererseits das Argument untermauert, dass der Übergang zu verstärkt partizipativen Regierungs- und Entscheidungsfindungsverfahren noch keineswegs als abgeschlossen erachtet werden kann, sondern ständigen Aus- und Neuverhandlungsprozessen unterliegt.
Abstract (eng)
Nanoscience and -technology has been referred to as one of the most important technoscientifc breakthrough areas of the 21st century, residing in a post-normal state of uncertainty that is subject to both utopian dreams and dystopian nightmares. Considered a field of great economic potential, policymakers have been keen to ensure its social acceptability early on, calling for responsible and sustainable R&D based on democratic principles and public participation. However, such discursive shifts towards a more inclusive governance of technoscientific innovation have been undermined by deeply entrenched but conceptually questionable policy framings such as the deficit model or the risk paradigm. As a result, public 'engagement' initiatives have all too often taken the form of unidirectional, expert-led information dissemination exercises, more prone to 'downstream'-dominated rather than 'upstream'-oriented modes of future deliberation. Against this background, this thesis investigates the resources and knowledges, the conditions, competences, and skills needed to carry out qualitative social science research in the field of new and emerging (nano)technologies, asking, "What does it take to conduct upstream public engagement research that challenges established modes of governing, that seeks to introduce alternative concepts and perspectives, and that promotes bottom-up forms of public participation, (re)conceptualizing lay citizens as 'carriers' of expertise who ought to have a say in a more deliberative governance of technoscientific innovation?" Tackling this question on empirical grounds, the thesis conducts in-depth examinations of three Nano-related upstream engagement-oriented research projects – i.e. the Arizona-based NanoFutures project, the Durham-coordinated DEEPEN project, and the Bergen-led TECHNOLIFE project – providing thick descriptions of selected key areas of interest. In terms of data analysis, the study follows an inductive grounded theory approach as well as recent calls for comparative analysis, but also draws on more specific theoretical frameworks such as work on the geographies of science, the notion of technopolitical cultures, research on epistemic cultures/communities, or the concept of technologies of imagination. The thesis concludes that in order to successfully conduct upstream public engagement research, a broad repertoire of discursive, cultural, epistemological and methodological resources is required, which (a) marks the emergence of a new type of researcher who is increasingly compelled to look beyond the confines of the academic ivory tower, and (b) lends substance to the argument that a paradigmatic shift from government to governance has not yet occurred, but is still subject to ongoing negotiations.
Keywords (eng)
NanotechnologyNanosciencePublic ParticipationPublic EngagementUpstream EngagementGovernanceFutureSociotechnical ImaginariesGeographies of ScienceTechnopolitical CulturesTechnologies of ImaginationMode 2
Keywords (deu)
NanotechnologieNanowissenschaftBürgerbeteiligungPartizipationZukunftInnovationspolitikForschungspolitikDemokratieSozialwissenschaft
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1302391
rdau:P60550 (deu)
139 S. Ill.
Number of pages
149
Members (1)
Title (eng)
Making Futures Public
Parallel title (deu)
Die Demokratisierung der Zukunft
Author
Gernot Hartwig Rieder
Abstract (deu)
Das Gebiet der Nanotechnologie und Nanowissenschaft gilt als eines der vielversprechendsten Forschungsfelder des 21. Jahrhunderts. Ob seiner schwer einzuschätzenden Entwicklung fungiert der Bereich sowohl als Träger großer Hoffnungen als auch als Hintergrund anhaltender Ängste und Bedenken. In Anbetracht des großen ökonomischen Potentials haben sich politische EntscheidungsträgerInnen bereits früh darum bemüht gezeigt, die soziale Akzeptanz des Feldes durch eine verantwortungsvolle und nachhaltige Forschungs- und Innovationspolitik sicherzustellen. Die Einhaltung demokratischer Grundsätze und der Einsatz von BürgerInnenbeteiligungsverfahren gelten erklärtermaßen als elementare Bestandteile einer solchen „Governance”-Programmatik. Ein genauerer Blick offenbart jedoch, dass diese auf integrative technowissenschaftliche Entscheidungsfindungsverfahren abzielende Rhetorik durch fest etablierte Vorannahmen wie etwa das „Defizit-Modell“ oder das „Risiko-Paradigma“ unterminiert wird, was zur Folge hat, dass öffentliche Partizipationsinitiativen oftmals zu unidirektionalen, expertenzentrierten Wissensvermittlungsübungen degradiert werden, wodurch die Wissens-, Interpretations- und Erfahrungshorizonte der teilnehmenden „Laien-BürgerInnen“ ins Hintertreffen geraten. Vor diesem Hintergrund geht die vorliegende Arbeit der Frage nach, unter welchen Umständen und strukturellen Bedingungen es möglich ist, qualitative, bürgerzentrierte Sozialforschung im Bereich neuer und aufstrebender (Nano)Technologien durchzuführen. Welche Ressourcen, Kenntnisse und Kapazitäten sind erforderlich, um Forschung zu betreiben, die die Systematik alteingesessener Regierungsmethoden in Frage stellt, und die alternative Konzepte der technopolitischen Entscheidungsfindung zu implementieren sucht, bei denen BürgerInnen nicht mehr als passive, mit Information zu füllende Gefäße, sondern als TrägerInnen von potentiell wertvoller Expertise verstanden werden? Die Arbeit gründet auf einer eingehenden empirischen Untersuchung dreier Forschungsprojekte, die sich mit BürgerInnenvisionen bezüglich potentieller Nano-basierter Zukunftsszenarien auseinandergesetzt haben. Bei diesen Projekten handelt es sich um das in Arizona situierte NanoFutures-Projekt, das von Durham aus koordinierte DEEPEN-Projekt, und das in Bergen angesiedelte TECHNOLIFE-Projekt. Die Auswertung des Datenmaterials orientiert sich an einem induktiven Grounded Theory-Ansatz und aktuellen Aufrufen zu vergleichender Forschung. Ferner knüpft die empirische Analyse an Konzepte wie Geographies of Science, Technopolitical Cultures, Epistemic Cultures/Communities und Technologies of Imagination an. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass für eine erfolgreiche Durchführung von bürgerzentrierter Wissenschafts- und Technikforschung eine Vielzahl von diskursiven, kulturellen, epistemischen und methodologischen Ressourcen notwendig sind. Ein Befund, der einerseits das Aufkommen eines WissenschaftlerInnentypus aufzeigt, welcher sich nicht mehr in den akademischen Elfenbeinturm zurückzuziehen vermag, und der andererseits das Argument untermauert, dass der Übergang zu verstärkt partizipativen Regierungs- und Entscheidungsfindungsverfahren noch keineswegs als abgeschlossen erachtet werden kann, sondern ständigen Aus- und Neuverhandlungsprozessen unterliegt.
Abstract (eng)
Nanoscience and -technology has been referred to as one of the most important technoscientifc breakthrough areas of the 21st century, residing in a post-normal state of uncertainty that is subject to both utopian dreams and dystopian nightmares. Considered a field of great economic potential, policymakers have been keen to ensure its social acceptability early on, calling for responsible and sustainable R&D based on democratic principles and public participation. However, such discursive shifts towards a more inclusive governance of technoscientific innovation have been undermined by deeply entrenched but conceptually questionable policy framings such as the deficit model or the risk paradigm. As a result, public 'engagement' initiatives have all too often taken the form of unidirectional, expert-led information dissemination exercises, more prone to 'downstream'-dominated rather than 'upstream'-oriented modes of future deliberation. Against this background, this thesis investigates the resources and knowledges, the conditions, competences, and skills needed to carry out qualitative social science research in the field of new and emerging (nano)technologies, asking, "What does it take to conduct upstream public engagement research that challenges established modes of governing, that seeks to introduce alternative concepts and perspectives, and that promotes bottom-up forms of public participation, (re)conceptualizing lay citizens as 'carriers' of expertise who ought to have a say in a more deliberative governance of technoscientific innovation?" Tackling this question on empirical grounds, the thesis conducts in-depth examinations of three Nano-related upstream engagement-oriented research projects – i.e. the Arizona-based NanoFutures project, the Durham-coordinated DEEPEN project, and the Bergen-led TECHNOLIFE project – providing thick descriptions of selected key areas of interest. In terms of data analysis, the study follows an inductive grounded theory approach as well as recent calls for comparative analysis, but also draws on more specific theoretical frameworks such as work on the geographies of science, the notion of technopolitical cultures, research on epistemic cultures/communities, or the concept of technologies of imagination. The thesis concludes that in order to successfully conduct upstream public engagement research, a broad repertoire of discursive, cultural, epistemological and methodological resources is required, which (a) marks the emergence of a new type of researcher who is increasingly compelled to look beyond the confines of the academic ivory tower, and (b) lends substance to the argument that a paradigmatic shift from government to governance has not yet occurred, but is still subject to ongoing negotiations.
Keywords (eng)
NanotechnologyNanosciencePublic ParticipationPublic EngagementUpstream EngagementGovernanceFutureSociotechnical ImaginariesGeographies of ScienceTechnopolitical CulturesTechnologies of ImaginationMode 2
Keywords (deu)
NanotechnologieNanowissenschaftBürgerbeteiligungPartizipationZukunftInnovationspolitikForschungspolitikDemokratieSozialwissenschaft
Subject (deu)
Subject (deu)
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1302392
Number of pages
149