Abstract (deu)
In der Geschichte des Naturschutzes spielen die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte eine besondere Rolle. Der ursprünglich segregative, die Wildnis bewahrende Naturschutz öffnete sich zunehmend den in der Natur lebenden Menschen.
Dieser Paradigmenwechsel ist der Erkenntnis geschuldet, dass auch Kulturlandschaften schützenswerte Landschaften darstellen, und Mitteleuropa hauptsächlich aus diesen sekundären Landschaften besteht. Der daraus entstandene moderne, integrative Naturschutz verbindet naturschutzfachliche Aspekte mit den Bedürfnissen der betroffenen Bevölkerung zu einem holistischen, partizipativen Konzept, in dem die Beteiligung aller Stakeholder aus pragmatischen und normativen Gründen eine wichtige Rolle spielt.
Diese Diplomarbeit stellt die Frage, ob und inwiefern Partizipation in Wiener Naturschutzprojekten stattfindet. Als Untersuchungsgebiet dient der Bisamberg, ein anthropogen geprägtes Natura 2000-Gebiet im Norden Wiens. Nach Braun-Blanquet durchgeführte Vegetationsaufnahmen dienen als punktuelle Illustration der Artenvielfalt und somit des aktuellen Naturschutzwertes.
Untersucht und auf Partizipation hin analysiert wurden drei Naturschutzprojekte innerhalb des Untersuchungsgebiets: das Vertragsnaturschutzprogramm Lebensraum Acker, das LIFE-Natur-Projekt Bisamberg und die Wiener Naturschutzmatrix Netzwerk Natur. Die Methoden kombinieren umfassende Recherche der Projekte, Theoretical Sampling und qualitative Experteninterviews mit den Projektleitern.
Die Analysen brachten Ergebnisse, die denen anderer europäischer Studien ähneln: Partizipation spielt auf konzeptueller Ebene eine große Rolle, findet in der Umsetzung jedoch nur bedingt statt. Besonders die mangelnde Formalisierung partizipativer Prozesse sowie die fehlende Interdisziplinarität sind dabei die größten Versäumnisse. Letztlich ist die Diskrepanz zwischen rhetorischer Ebene und realer Umsetzung für Wiener Naturschutzprojekte groß.