Abstract (deu)
Der Filmemacher Hartmut Bitomsky spricht in seinem Film "Deutschlandbilder" von nationalsozialistischen Archivbildern als Dokumente mit einer „doppelten Aufgabe“. Einerseits sollen sie uns zeigen, wie der Faschismus „wirklich“ war und damit „die alte Schreckensbotschaft noch einmal senden“, andererseits werden sie vom Kompilationsfilmer in die Pflicht genommen, — in den entsprechenden Kontext gebettet —, gegen sich selbst auszusagen.
Die Arbeit widmet sich diesem Phänomen der Doppeldeutigkeit von Archivbildern aus der Zeit des Nationalsozialismus. Dabei werden vor allem Fragen nach der Flexibilität des Materials, seiner Kontextaffinität und der Ausdeutbarkeit der Bilder gestellt werden.
Zu diesem Zweck werden Kompilationsfilme untersucht, also Dokumentarfilme aus der Zeit nach dem Nationalsozialismus, die zu einem großen Teil oder sogar ausschließlich aus nationalsozialistischen Archivaufnahmen bestehen und meist mit einem Kommentar unterlegt sind. Hauptgegenstand soll dabei das Verfahren der Demontage und Remontage der Bilder sein, sowie die Frage nach der Generierung von antifaschistischen Aussagen mittels spezieller rhetorischer Verfahren.
Anhand der Kompilationsfilme "MEIN KAMPF" (Den blodiga tiden, Erwin Leiser, S/BRD 1960), "DER GEWÖHNLICHE FASCHISMUS" (Obyknowennyi Faschism, Michail Romm, UdSSR 1965) und SWASTIKA (Philippe Mora, UK 1974) sollen u.a. Strategien des Kommentierens, der Ästhetik und der Montage, sowie die Neukontextualisierung der Bilder im Rahmen des Kompilationsfilms beispielhaft behandelt und — soweit möglich - miteinander verglichen werden.