Abstract (deu)
Thema der vorliegenden Arbeit ist die Übersetzungsproblematik bei Yasmina Rezas Bühnenstück „Le dieu du carnage“ – „Der Gott des Gemetzels“, aus dem Französischen von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel.
Bühnenstücke werden für eine kulturelle Gemeinschaft geschrieben, die über einen historisch gewachsenen gemeinsamen kulturellen und sprachlichen Hintergrund verfügt. Wird ein Stück in eine andere Sprache übersetzt, das heißt, einer anderen Kultur vorgestellt, muss es dieselbe Wirkung auf das Publikum erzielen, die es im Original und in seinem Ursprungsland hat. Um dies zu erreichen, muss daher vor allem seine Bühnenwirksamkeit übersetzt werden; darunter ist seine Gesamtwirkung als holistisches Ganzes zu verstehen, zu der viele Komponenten beitragen. Eine wichtige Komponente der Bühnenwirksamkeit von „Le dieu du carnage“ ist seine sprachliche Ebene: Das Stück ist in französischer Standardsprache gehalten, die sehr mit umgangssprachlichen und argotischen Ausdrücken durchmischt ist. In der Übersetzung musste daher umgangssprachliches Französisch in adäquates und vor allem auch angemessenes umgangssprachliches Deutsch übertragen werden. Sprachliche Dynamik und Wortwitz sollten erhalten bleiben, ohne in vulgäre deutsche Umgangssprache abzugleiten – eine Herausforderung, da Vulgarität im Französischen schon durch die Art der oft spielerischen Wortbildung gemildert bzw. vermieden werden kann; diese Möglichkeit steht der in deutschen Sprache nur in geringem Ausmaß zur Verfügung. Aus diesem Grund musste auf eine getreue Wiedergabe des Originaltextes oft verzichtet werden. Die vorliegende Textanalyse und der Vergleich zeigen die unterschiedlichen Übersetzungsstrategien, die die Übersetzer angewendet haben, um dem Theaterstück auf deutschsprachigen Bühnen die Bühnenwirksamkeit zu verleihen, die im Original seinen Erfolg ausmacht.