Abstract (deu)
Fast 150 Jahre war die Bildgattung des Rollenportraits in England Höhen und Tiefen unterworfen. Am Anfang stehen die ersten Rollenbildnisse Anthonis van Dycks, der mit den vier Grundtypen – der mythologischen, der allegorischen, der heilsgeschichtlichen und der pastoralen Rolle – die Gattung im englischen Raum etablierte. Diese Grundtypen sollten bis in die Schaffenszeit Joshua Reynolds', also bis ins 18. Jhdt. hinein, ihre Gültigkeit behalten.
Dennoch erfuhr die Bildtradition, besonders durch Peter Lely und Godfrey Kneller, immer wieder Modifikationen und Reduktionen. Auch die Ereignisse in der Politik Englands übten einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des Rollenportraits aus.
Durch die Kritik an Mythologie und Allegorie in der Kunsttheorie, der Literaturkritik und der bildenden Kunst im späten 17. und frühen 18. Jhdt. (André Felibien und Roger de Piles; Anthony Ashley Cooper, 3rd Earl of Shaftesbury; Richard Steele und Joseph Addison; Alexander Pope sowie James Gillray) geriet das Rollenportrait in eine „Krise“.
Schließlich wurde die Bildgattung durch Joshua Reynolds neu aufgegriffen. Der Künstler und Akademiepräsident versuchte, sich in einigen seiner Bildnisse der Historienmalerei anzunähern.
In der vorliegenden Arbeit, die in fünf Abschnitte gegliedert ist, soll ein Überblick über eben diesen Verlauf gegeben werden. Jedes Kapitel wird sich einem der Künstler, seiner Auftraggeberschaft sowie seinen Werken anhand ausgewählter Bildbeispiele widmen.