Abstract (deu)
Micro-CT und Konfokalmikroskop wurden verwendet um dreidimensionale Bilddaten von drei verschiedenen Extremitäten des Pereons eines invasiven Gammariden, Dikerogammarus villosus (Sowinsky, 1894), zu erstellen. Dabei lag das Hauptaugenmerk auf den sechs distalen Beinsegmenten inklusive Muskulatur, sowie den Muskelansatzstellen an der Kutikula. Diese wurden dann zwischen den beiden Geschlechtern verglichen. Für alle Beinsegmente wurde das Muskelvolumen gemessen und die Bewegungsebenen der einzelnen Gelenke von zwei unterschiedlichen Beintypen analysiert. Für den Vergleich der beiden Geschlechter und den verschiedenen Entwicklungsstadien der Gammariden wurde die Länge des Kopfes und des Körpers gemessen.
Die subchelate Form des Dactylus und die Verkürzung der Segmente Merus und Carpus sind eine der größten Modifikation der Gnathopoden im Vergleich zu einem herkömmlichen Laufbein. Zusätzlich sind die Gelenksflächen und die daraus resultierenden Muskelansatzstellen verschoben. Beide Beintypen haben ungewöhnliche Basis-Beuger-Muskeln welche die beiden folgenden Segmente, Ischium und Merus, bewegen. Deswegen besitzt das Ischium keine Streckermuskeln. Basierend auf diesen Modifikationen erlangt der Gnathopod drei Hauptbewegungsebenen in den fünf distalen Segmenten. Das herkömmliche Laufbein weist bei gleichen Bedingungen nur zwei Bewegungsebenen auf. Dieser zusätzliche Freiheitsgrad des modifizierten Gnathopoden ermöglicht eine exaktere und präzisere Bewegung als es dem herkömmlichen Laufbein möglich ist. Gnathopoden eines noch nicht geschlüpften Embryos, dessen Muskeln bereits begonnen haben zu wachsen, zeigen noch nicht die typische subchelate Form des Dactylus. In diesem Stadium sehen sie einem herkömmlichen Laufbein sehr ähnlich und differenzieren sich erst innerhalb der folgenden Tage.
In jedem Entwicklungsstadium sind beide Gnathopoden der männlichen Individuen größer als bei Weiblichen. Auch die Proportionen zwischen erstem und zweitem Gnathopoden sind bei Männchen immer größer. Nur die Wachstumsrate der geschlechtsreifen kleinen bis großen Amphipoden ist bei weiblichen Tieren größer als bei männlichen.