You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1303477
Title (deu)
Joint Attention im Erstspracherwerb
Author
Konstanze Kern
Advisor
Chris Schaner-Wolles
Assessor
Chris Schaner-Wolles
Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit geht von der Fragestellung aus, welche Rolle die Fähigkeit zur Joint Attention im Erstspracherwerb spielt. Sie beschäftigt sich mit verschiedenen Erwerbstheorien des Erstspracherwerbs und deren Blickweise auf den, für Spracherwerb notwendigen, Input aus der Umgebungssprache des Kindes. Insbesondere behandelt die Arbeit die Theorie der Universalgrammatik sowie die Theorien der Usage-Based-Linguistics. Während die Universalgrammtiktheorie von einer Angeborenheitshypothese ausgeht, nimmt die Usage-Based-Theorie eine kulturelle Basis für den Spracherwerb an. Die Kontroverse der beiden Theorien (Universalgrammatik vs. Usage-Based-Theorie) dreht sich hauptsächlich darum, welcher Art die kognitiven Fähigkeiten sind, die beim Erstspracherwerb zum Einsatz kommen. Die Universalgrammtiktheorie sieht einen abgegrenzten, eigenständigen Bereich der Sprachfähigkeit, während die Usage-Based-Theorie den Spracherwerb durch allgemeine kognitive Fähigkeiten erklärt. Beide Theorien jedoch beziehen den zum Spracherwerb notwendigen Input aus Joint Attention Interaktion mit erwachsenen Sprechern. Die Fähigkeit des Kindes zur Joint Attention ist demnach, unabhängig von der jeweiligen Erwerbstheorie, ein entscheidender Faktor im Erstspracherwerb. Joint Attention ermöglicht es uns, einen Aufmerksamkeitsfokus bewusst mit anderen Menschen zu teilen und in einer gemeinsamen Situation zu interagieren. Die Entwicklung dieser Fähigkeit beginnt bei Kindern mit ca. 9 Monaten und ist in der Sprachentwicklung vor allem für den frühen Wortschatzerwerb von Bedeutung. Das erste Kapitel gibt einen Überblick über den Erwerbsverlauf von Joint Attention und zeigt die relevanten Verbindungspunkte der Joint Attention Entwicklung mit der Sprachentwicklung in den ersten beiden Lebensjahren. Die Angeborenheitshypothese der Universalgrammatik ist Thema des zweiten Kapitels. Die allgemeine Sprachwissenschaft betrachtet den Erstspracherwerb hauptsächlich aus diesem streng theoretischen Blickwinkel, welcher die strukturelle, grammatische Kompetenz zum Mittelpunkt hat. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit Spracherwerbstheorien bei denen kulturelle Interaktion als Grundlage des Spracherwerbs im Mittelpunkt steht (Usage-Based-Linguistics). Diese Theorien betrachten den Erstspracherwerb weitgehend aus einer allgemein kognitionswissenschaftlichen Perspektive bei welcher die Performanz im Vordergrund steht. Da beide Perspektiven zeigen, dass Joint Attention Interaktion eine wesentliche Rolle im Spracherwerb spielt, behandelt das 4. Kapitel eine spezielle, kulturspezifische Art der Joint Attention Interaktion, nämlich die sogenannte „In Arms Phase“. Während dieser Phase, welche ebenfalls die ersten 24 Lebensmonate eines Kindes umfasst, zeigen sich in verschiedenen Kulturen erhebliche Unterschiede der Art und Weise des Joint Attention Verhaltens zwischen Eltern und Kindern. Es wird sichtbar, dass das was die Spracherwerbsforschung allgemein als Joint Attention Interaktion annimmt, tatsächlich in erheblichem Maße kulturabhängig ist. Zwar nicht die eigentliche kognitive Fähigkeit der Joint Attention, aber durchaus die Art und Weise in der Joint Attention Interaktion im Alltag realisiert wird. Bei Kindern die mit einem, wie im 4. Kapitel beschriebenem, intakten Kontinuum aufwachsen ist: der Aufmerksamkeitsfokus der Mutter die meiste Zeit situationsbezogen und eine gemeinsame Interaktion wird fast ausschließlich vom Kind initiiert. Im traditionellen westlichen Verhalten hingegen ist der Aufmerksamkeitsfokus der Mutter häufig kindbezogen und die Mutter initiiert und steuert große Teile der gemeinsamen Interaktion. Es ergibt sich daher für zukünftige Forschung die Frage, erstens aus allgemeiner kognitionswissenschaftlicher Sicht die Unterschiede der Joint Attention Interaktion zwischen „Kontinuum-Familien“ und traditionellen westlichen Familien genauer zu definieren, und darauf aufbauend, aus sprachwissenschaftlicher Perspektive, zu untersuchen welche, bzw. ob, das unterschiedliche Joint Attention Verhalten Auswirkungen auf den Spracherwerb hat.
Keywords (deu)
Joint AttentionErstspracherwerbAufmerksamkeitsfokusEltern-Kind-KommunikationEltern-Kind-InteraktionTheory of MindUniversalgrammatikUsage-Based-LinguisticsAttachment ParentingKontinuum Konzept
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1303477
rdau:P60550 (deu)
61 S.
Number of pages
61
Members (1)
Title (deu)
Joint Attention im Erstspracherwerb
Author
Konstanze Kern
Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit geht von der Fragestellung aus, welche Rolle die Fähigkeit zur Joint Attention im Erstspracherwerb spielt. Sie beschäftigt sich mit verschiedenen Erwerbstheorien des Erstspracherwerbs und deren Blickweise auf den, für Spracherwerb notwendigen, Input aus der Umgebungssprache des Kindes. Insbesondere behandelt die Arbeit die Theorie der Universalgrammatik sowie die Theorien der Usage-Based-Linguistics. Während die Universalgrammtiktheorie von einer Angeborenheitshypothese ausgeht, nimmt die Usage-Based-Theorie eine kulturelle Basis für den Spracherwerb an. Die Kontroverse der beiden Theorien (Universalgrammatik vs. Usage-Based-Theorie) dreht sich hauptsächlich darum, welcher Art die kognitiven Fähigkeiten sind, die beim Erstspracherwerb zum Einsatz kommen. Die Universalgrammtiktheorie sieht einen abgegrenzten, eigenständigen Bereich der Sprachfähigkeit, während die Usage-Based-Theorie den Spracherwerb durch allgemeine kognitive Fähigkeiten erklärt. Beide Theorien jedoch beziehen den zum Spracherwerb notwendigen Input aus Joint Attention Interaktion mit erwachsenen Sprechern. Die Fähigkeit des Kindes zur Joint Attention ist demnach, unabhängig von der jeweiligen Erwerbstheorie, ein entscheidender Faktor im Erstspracherwerb. Joint Attention ermöglicht es uns, einen Aufmerksamkeitsfokus bewusst mit anderen Menschen zu teilen und in einer gemeinsamen Situation zu interagieren. Die Entwicklung dieser Fähigkeit beginnt bei Kindern mit ca. 9 Monaten und ist in der Sprachentwicklung vor allem für den frühen Wortschatzerwerb von Bedeutung. Das erste Kapitel gibt einen Überblick über den Erwerbsverlauf von Joint Attention und zeigt die relevanten Verbindungspunkte der Joint Attention Entwicklung mit der Sprachentwicklung in den ersten beiden Lebensjahren. Die Angeborenheitshypothese der Universalgrammatik ist Thema des zweiten Kapitels. Die allgemeine Sprachwissenschaft betrachtet den Erstspracherwerb hauptsächlich aus diesem streng theoretischen Blickwinkel, welcher die strukturelle, grammatische Kompetenz zum Mittelpunkt hat. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit Spracherwerbstheorien bei denen kulturelle Interaktion als Grundlage des Spracherwerbs im Mittelpunkt steht (Usage-Based-Linguistics). Diese Theorien betrachten den Erstspracherwerb weitgehend aus einer allgemein kognitionswissenschaftlichen Perspektive bei welcher die Performanz im Vordergrund steht. Da beide Perspektiven zeigen, dass Joint Attention Interaktion eine wesentliche Rolle im Spracherwerb spielt, behandelt das 4. Kapitel eine spezielle, kulturspezifische Art der Joint Attention Interaktion, nämlich die sogenannte „In Arms Phase“. Während dieser Phase, welche ebenfalls die ersten 24 Lebensmonate eines Kindes umfasst, zeigen sich in verschiedenen Kulturen erhebliche Unterschiede der Art und Weise des Joint Attention Verhaltens zwischen Eltern und Kindern. Es wird sichtbar, dass das was die Spracherwerbsforschung allgemein als Joint Attention Interaktion annimmt, tatsächlich in erheblichem Maße kulturabhängig ist. Zwar nicht die eigentliche kognitive Fähigkeit der Joint Attention, aber durchaus die Art und Weise in der Joint Attention Interaktion im Alltag realisiert wird. Bei Kindern die mit einem, wie im 4. Kapitel beschriebenem, intakten Kontinuum aufwachsen ist: der Aufmerksamkeitsfokus der Mutter die meiste Zeit situationsbezogen und eine gemeinsame Interaktion wird fast ausschließlich vom Kind initiiert. Im traditionellen westlichen Verhalten hingegen ist der Aufmerksamkeitsfokus der Mutter häufig kindbezogen und die Mutter initiiert und steuert große Teile der gemeinsamen Interaktion. Es ergibt sich daher für zukünftige Forschung die Frage, erstens aus allgemeiner kognitionswissenschaftlicher Sicht die Unterschiede der Joint Attention Interaktion zwischen „Kontinuum-Familien“ und traditionellen westlichen Familien genauer zu definieren, und darauf aufbauend, aus sprachwissenschaftlicher Perspektive, zu untersuchen welche, bzw. ob, das unterschiedliche Joint Attention Verhalten Auswirkungen auf den Spracherwerb hat.
Keywords (deu)
Joint AttentionErstspracherwerbAufmerksamkeitsfokusEltern-Kind-KommunikationEltern-Kind-InteraktionTheory of MindUniversalgrammatikUsage-Based-LinguisticsAttachment ParentingKontinuum Konzept
Subject (deu)
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1303478
Number of pages
61