Abstract (deu)
„Inklusion“ stellt einen der Begriffe dar, der in den letzten Jahren immer mehr an Präsenz gewonnen hat. So auch im Kontext der Entwicklungsdebatte, im Rahmen welcher dieser seit einiger Zeit, nicht zuletzt durch die Ratifizierung der Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen der United Nations (UN), Aufmerksamkeit geschenkt wird. Als rechtlich bindendes Dokument war es das Erste seiner Art, das einen spezifischen Artikel (32) zur internationalen Zusammenarbeit beinhaltet und damit den Grundstein für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in entwicklungspolitische Maßnahmen legt. Mit der Ratifizierung der Konvention im Jahr 2008 verpflichtete sich auch Österreich für eine Berücksichtigung dieser in allen Entwicklungsprogrammen und –projekten. Dadurch sollten Menschen mit Behinderungen, im Sinne des zweigleisigen „Twin-Track Approach“, nicht mehr nur im Zuge von speziell für sie geplanten Projekten Beachtung finden, sondern als Teil der Zielgruppe in allen Projektdesigns von vornherein mitgedacht bzw. innerhalb des so genannten „Mainstream“ als Querschnittsmaterie berücksichtigt werden.
Vor diesem Hintergrund nimmt die vorliegende Forschung ihren Ausgang in der Frage nach der praktischen Umsetzung inklusiver EZA in Österreich und ihrer Einflussfaktoren aus Sicht unterschiedlicher ExpertInnen. Dabei wird in besonderer Weise der Mainstreaming-Aspekt ins Zentrum der Analyse gerückt, in welchem „Behinderung bzw. Menschen mit Behinderungen“ im Sinne einer Querschnittsmaterie als Neuerung für die Entwicklungsorganisationen zu verorten ist. Die Analyse der insgesamt neun geführten Interviews mit ExpertInnen aus primär nicht auf dieses Thema spezialisierten Organisationen zeigt, dass sich die Umsetzung bislang größtenteils auf spezialisierte Projekte beschränkt, ein Mainstreaming in allen Projekten allerdings nur in einem Fall bereits stattfindet. Somit ist der Stand der Implementierung noch ziemlich am Anfang zu verorten. Wenn auch eine theoretische Beschäftigung im Sinne einer Bewusstseinsbildung schon weiter fortgeschritten ist, bleibt eine Anwendung in der Projektplanung bisher weitgehend aus. Dafür kristallisieren sich unterschiedliche Aspekte heraus, die dieses Ergebnis beeinflussen. So stellt sich die Umsetzung an sich als Herausforderung dar, welche z.T. durch fehlendes Know-how sowie Ressourcen entsteht und u.a. eine „Mainstreaming-Fatique“ als Last entpuppt. Zudem ist die Umsetzung vom, der EZA inhärenten, Agenda-Setting geleitet, das im Widerspruch zum Prinzip der Partizipation steht und sich in unterschiedlichen Aspekten der Analyse widerspiegelt, die in weiterer Folge den Handlungsraum der AkteurInnen einschränken. Als positive bzw. notwendige Aspekte präsentieren sich die Arbeitsgruppen, Bewusstseinsbildung, rechtliche Referenzdokumente, Instrumente und Methoden, Fortbildungen sowie eine verpflichtende Prüfung der Projektanträge, welche wiederum auf diesem widersprüchlichen Verhältnis aufbauen und demnach Gefahren in sich bergen.