Abstract (deu)
Es wird vermutet, dass Rabenvögel und Menschenaffen einander vergleichbar vielschichtige geistige Fähigkeiten besitzen (Emery & Clayton 2004). Vor kurzem wurde gezeigt, dass Raben (Corvus corax) eine Aufgabe des vernunftbedingten Ausschlusses lösen konnten. Es blieb jedoch ungeklärt ob sie die Mehrfachmöglichkeit logisch ausschlossen (Call 2006) oder diese ohne weitere Schlüsse zu ziehen vermieden (Schloegl et al 2009b). Ergebnisse eines Vorversuchs waren nicht eindeutig, in welchem eine Variante des sogenannten „Apfel-Bananen-Problems“, eingeführt von Premack & Premack (1994), angewandt wurde. Dieses Problem ist nur durch Schlussfolgerung lösbar. Um den möglichen Einfluss der Versuchsbeschaffenheit auf die Leistung der Versuchstiere aufzuklären, führte ich einen vergleichbaren Versuch im Rahmen des ökologisch bedeutsamen Verhaltens des Futterversteckens durch und veränderte schrittweise Größen von welchen ich annahm, dass sie die Motivation der Versuchstiere ihre Fähigkeiten einzusetzen erhöhen würden. Ich entnahm eines von zwei unterschiedlichen Futterstücken, welche zuvor für die Versuchstiere beobachtbar in zwei unterschiedliche Verstecke gelegt worden waren, wieder aus dem Versteck wobei die Sicht der Versuchstiere vollständig oder teilweise eingeschränkt war. Anschließend ließ ich die Versuchstiere das entnommene Futterstück sehen, woraufhin sie den Versuchsraum betreten und beide oder eines der Verstecke plündern durften. Ich veränderte folgende Größen: 1) die Sichtbarkeit meiner Plünderung eines der Verstecke, 2) die Deutlichkeit des Hinweises auf das entnommene Futterstück, sowie 3) Konkurrenz bezüglich der Art der Folgen wenn die erste Wahl der Versuchstiere auf das schon leere Versteck fiel. Zwei von drei Versuchstieren wählten in verschiedenen Versuchsabschnitten, welche sich durch den Grad der Konkurrenz voneinander unterschieden, signifikant häufiger das noch bestückte Versteck. Es fiel den Versuchstieren jedoch ungewöhnlich schwer weniger anspruchsvolle Abschnitte des Versuchs zu bestehen. Das Gewicht der unmittelbaren Folge einer falschen ersten Wahl hatte möglicherweise einen Einfluss auf das Verhalten mancher Versuchstiere, insgesamt schien die Aufgabe jedoch eine herausfordernde zu sein. Ich schließe mit der Vermutung, dass Raben vorangegangene Versuche des vernunftbedingten Ausschlusses mit höherer Wahrscheinlichkeit mit Hilfe von Vermeidung der ungewollten Möglichkeit gelöst haben.