Abstract (deu)
Aufgrund der hohen thermoregulatorischen Kosten bei geringerer Nahrungsverfügbarkeit ist der Winter eine große energetische Herausforderung für endotherme Tiere. Winterschlaf ist eine sehr effiziente Strategie, um den Energiebedarf zu reduzieren und damit die Überlebenswahrscheinlichkeit bis zum Frühjahr zu erhöhen. In der vorliegenden Studie wurden 10 Feldhamster (Cricetus cricetus) in einer Klimakammer von Dezember 2009 bis März 2010 überwintert. Den Tieren wurde hochwertiges Futter in großer Menge angeboten, so dass sie ausreichend Vorräte für die Wintersaison zur Verfügung hatten.
Die Frage, die in dieser Arbeit geklärt werden sollte, war, ob Feldhamster in dieser Situation Winterschlaf vermeiden oder ob sie, trotz der hohen Futterverfügbarkeit, die Vorteile des reduzierten Energieverbrauchs, bedingt durch Hypothermie und Hypometabolismus, im Winterschlaf nutzen. Während des Versuchs wurden das Gewicht der Hamster und die Vorräte in monatlichen Intervallen kontrolliert, die Temperaturen im Bau kontinuierlich gemessen und das Verhalten außerhalb des Baus aufgezeichnet. Anhand der Temperaturdaten konnten individuelle Winterschlafmuster (Anzahl und Dauer von Torporphasen, Gesamtdauer des Winterschlafs) ermittelt werden. Bei Versuchsbeginn wurden den Hamster 800g fettreiches Futter als Vorrat zur Verfügung gestellt. Futterverbrauch und Gewichtsveränderungen wurden in monatlichen Intervallen analysiert. Anhand von Videoaufzeichnungen konnte ermittelt werden, welche Verhaltensweisen die Hamster außerhalb des Baus zeigten.
Bis auf ein Tier zeigten alle Hamster Winterschlaf, wobei jedoch große individuelle Unterschiede in der Dauer und Häufigkeit von Torporphasen festgestellt wurden. Die Tiere waren durchschnittlich etwa 40% der Versuchstage im Torpor. Je nach Winterschlafdauer zeigten die Tiere zwischen 2 und 13 Torporbouts, deren Dauer mit der Anzahl von Torporphasen während des Winters anstieg. Vor Winterschlafbeginn konnten die männlichen Hamster mehr Gewicht zulegen als die Weibchen. Dieser Geschlechtsunterschied spiegelte sich auch im Winterschlafmuster wider. Männchen zeigten mehr Torporphasen als Weibchen. Während des Winterschlafs verloren die Tiere an Gewicht, konnten diesen Verlust aber nach Ende der Winterschlafphase nicht nur ausgleichen, sondern sogar ein höheres Gewicht erreichen als zu Versuchsbeginn. Diese Variation war auch im Futterverbrauch ersichtlich. Die Tiere verbrauchten durchschnittlich 1,2 kg Futter während der Überwinterung, das Tier mit der längsten Winterschlafphase kam allerdings mit nur 353g Futter aus, was die energetischen Vorteile verdeutlicht. Je mehr Zeit die Tiere im Winterschlaf verbrachten, desto weniger wurde gefressen. Auch während des Winterschlafs wurde Futter verbraucht, was beweist, dass die Hamster während der euthermen „arousals“ zwischen den Torporphasen Nahrung, wenn auch in geringer Menge, aufnehmen.
Während der euthermen Phasen verließen die Hamster immer wieder ihren Bau, wobei kein tageszeitlicher Aktivitätsrhythmus feststellbar war.
Generell zeigen die Ergebnisse dieser Arbeit, dass obwohl die Hamster genug Futter hatten um den Winter auch ohne Winterschlaf problemlos zu überleben, nahezu alle Tiere Torpor zeigten. Offenbar überwiegen die energetischen Vorteile der Hibernation die möglichen Kosten. Torpor wird vermutlich eingesetzt um während der Überwinterung Energie zu sparen. Die dadurch verfügbare Energie könnte im Frühjahr zusätzlich für Wachstum und Reproduktion verwendet werden.