Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Konstrukt der Achtsamkeit im klinischen Kontext, im Speziellen mit der achtsamkeitsbasierten Behandlung von depressiven Erkrankungen. Die bisherige achtsamkeitsbasierte Therapie der Depression zeigte sich erst als wirksam ab der dritten depressiven Episode des Patienten (also bei einer bereits längerfristig vorliegenden Erkrankung), nicht jedoch bei ersterkrankten Depressiven (Segal et al., 2000, 2004). Bei Ersterkrankten könnte durch die Innenwendung der Aufmerksamkeit eher Selbstaufmerksamkeit und Lageorientierung (auslösende Faktoren für die Entstehung von Depressionen, siehe Hautzinger, 2003) anstelle von Achtsamkeit erzeugt werden. In Form einer Online-Erhebung wurde der Zusammenhang zwischen Depressivität (aktuell), Depressionen (lifetime), Achtsamkeit, Selbstaufmerksamkeit und Lageorientierung erhoben. Es kamen folgende Instrumente zum Einsatz: Depressivität – BSI-18 (Franke, 2000), Life-Time Depressionen – DIA-X Interview (Wittchen & Pfister, 1997), Achtsamkeit – FFAF (Ströhle, 2010; Michalak & Heidenreich, 2008; Zarbock, 2010), Selbstaufmerksamkeit – DFS (Hoyer, 2000) und Lageorientierung – HAKEMP 90 (Kuhl, 2003). Hypothesenkonform zeigten sich signifikant negative Zusammenhänge zwischen dem Ausmaß an Achtsamkeit und Depressivität, sowie signifikant positive Zusammenhänge zwischen Depressiviät, Lageorientierung und Selbstaufmerksamkeit. TeilnehmerInnen mit Achtsamkeitspraxis unterschieden sich jedoch nicht signifikant hinsichtlich Depressivität von TeilnehmerInnen ohne Achtsamkeitspraxis. Es wird empfohlen, in zukünftigen Forschungsarbeiten Achtsamkeit und Lageorientierung sowie Selbstaufmerksamkeit in kontrollierten Studien genauer als bisher zu unterscheiden und entsprechend dieser Unterscheidung Interventionen zu entwickeln, die Achtsamkeit fördern, sowie Selbstaufmerksamkeit und Lageorientierung bei depressiver Befindlichkeit ab- und Handlungsorientierung aufbauen.