Abstract (deu)
Seit Beginn der flächendeckenden Mechanisierung in der Landwirtschaft nimmt der Bestand an Streuobstwiesen in Österreich stetig stark ab. Um dem entgegenzuwirken, fördert die öffentliche Hand die Auspflanzung von großkronigen Obstbäumen.
In der vorliegenden Arbeit wird für Niederösterreich untersucht, welche Bedeutung diese geförderten Pflanzungen im Biotopverbund haben, ob sie Ökosystemleistungen erbringen und ob die Bäume ausreichend gepflegt werden, um langlebige Bäume zu erhalten, die zukünftig ihre ökologischen Funktionen erfüllen können.
Dabei sind folgende Methoden zur Anwendung gekommen:
- Bewertung der gepflanzten Bäume nach ökologischen, Vitalitäts- und Pflegekriterien mittels eines Bewertungsbogens
- Befragung der Bewirtschafter zu Motivation der Pflanzung, sowie der Standort- und Sortenwahl anhand eines standardisierten Fragebogens mit offenen Fragen.
- Auswertung der Ergebnisse mittels statistischer Methoden
Die Ergebnisse aus den 76 untersuchten Pflanzungen in den vier Regionen Waldviertel Nord, Waldviertel Süd und Wienerwald, Mostviertel und Bucklige Welt zeigen, dass die Streuobstflächen in den klassischen Streuobstgebieten Mostviertel und Bucklige Welt eine wichtige Rolle im Biotopverbund haben. Häufig sind sie in ein Netz von unterschiedlichen Gehölzstrukturen eingebunden und können hier Lücken schließen. In den beiden anderen Regionen Waldviertel Nord und Waldviertel Süd ist ihre Bedeutung für die Vernetzung von Lebensräumen gering, da hier die Bäume vorwiegend in unmittelbarer Hausnähe gepflanzt werden. Eigenständige Streuobstwiesen-Lebensräume sind aufgrund der Kleinstrukturiertheit in Niederösterreich kaum zu finden.
Die untersuchten Bestände erbringen in vielen Fällen wichtige Ökosystemleistungen wie Schutz vor Hangrutschung, Schutz vor Winderosion, Windschutz Siedlung oder Attraktivierung des Landschaftsbildes, obwohl diese nur selten von den Auspflanzern beabsichtigt sind.
Obwohl die Bäume zu einem großen Teil vital sind, fehlt es flächendeckend am Schnitt der Bäume. Dadurch ist es vielfach zu einer Fehlentwicklung in der Kronenbildung gekommen, die nur schwer rückgängig gemacht werden kann. Da fehlgebildete Kronen oft ein Problem bei der Pflege der Fläche und Ernte der Früchte darstellen, besteht die Gefahr einer Rodung dieser Bäume, bevor sie mit 30-40 Jahren beginnen ökologisch wertvoll zu werden.
Aufgrund der Ergebnisse dieser Arbeit scheint eine Adaptierung der Förderrichtlinien der Maßnahme „Pflanzung von Hochstammobstbäumen“ in Niederösterreich aus ökologischer Sicht nicht zielführend zu sein. Es können durch das bestehende System beachtliche Mitnahmeeffekte im Bereich der Biotopvernetzung und der Leistungsfähigkeit des Ökosystems verzeichnet werden, die durch eine Verkomplizierung der Richtlinien eher gefährdet als verstärkt werden würden.
Lediglich im Bereich der Baumpflege sollten dringend Maßnahmen getroffen werden, die den Schnitt der Obstbäume in den ersten Jahren sicherstellen. Da kaum mehr Wissen und Fertigkeiten auf diesem Gebiet in der Bevölkerung verankert sind, wird davon abgeraten, den Schnitt alleinig durch eine Verschärfung der Kontrollen verbessern zu wollen. Vielmehr wird empfohlen, durch intensive Bildungsarbeit das Wissen über die Bedeutung der richtigen Pflege zu vermehren.