Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit behandelt vorwiegend wie sich das Star Image von Madonna in Richtung der Selbstinszenierung als Königin hin entwickelt hat, wobei dabei besonderes Augenmerk auf ihre Bühnentechnik gelegt wird, die sie im Laufe des letzten Jahrzehnts in den Weltourneen Drowned World, Confessions, Re-Invention, Sticky & Sweet and MDNA angewandt hat. Die vorwiegend semiotische Lesart ihrer Auftritte wird einerseits dazu verwendet, um Madonna als Künstlerin zu konzeptualisieren, die mit der oft selbstreferentiellen Technik des Pastiche arbeitet, und außerdem, um ihre Selbstinszenierung als Königin mithilfe Kantorowiczs Two Bodies theory zu bewerten. Es wird argumentiert, dass ihre Bühnenshows eine Art von Staatswesen kreieren, das dem eines historischen Monarchen gleicht, in dem Madonna gleichermaßen unterstützt und verteidigt wird – und das sogar ohne die physische Präsenz ihres Körpers. Dementsprechend wird dann, gestützt auf die Simulation und Simulacra Abhandlung von Baudrillard, gefolgert, dass Madonnas physischer Körper und das damit assoziierte Staatswesen auf der Bühne verschmelzen, um (für ihre Fans) eine Aura zu kreieren, die zusammen mit der Struktur und Thematik ihrer Shows an eine Art von postmoderner religiöser Erfahrung erinnert.
Zudem wird in dieser Masterarbeit eine spezifische Fallstudie, nämlich die MDNA Tour von 2012, herangezogen, die die Star-Maschinerie erforschen soll, die es Madonnas Persönlichkeit als Superstar erlaubt sich zu entwickeln, immer wieder auf sich selbst zu referieren und darüber hinaus über mehr als dreißig Jahre hinweg zu bestehen. Indem versucht wird, die Frage „Wie? Auf welche Weise?“ zu beantworten, wird ein neuer Terminus geprägt, der die herausragenden Themengebiete, die sich durch Madonnas Werk ziehen, treffend beschreiben soll, nämlich: Madonna-ness. In der Arbeit wird argumentiert, dass Madonna-ness eine Skala ist, auf der Madonnas kultureller Output gesehen wird als etwas, das verschiedene intertextuellen Ketten verkörpert oder evoziert, die sich im Laufe der Zeit entwickelten, als auch ihre Persönlichkeit als Star konstruiert wurde. Außerdem skizziert es drei primäre Stadien von Madonna-ness, nämlich einen verkörperten, erotisierten Narzissmus, eine immer wieder auftauchende Verletzlichkeit, und das Konzept des Feierns als eine Form der Katharsis. Dabei werden die verschiedenen Weisen erforscht, wie diese drei Konzepte in der Vergangenheit verwendet oder evoziert wurden und wie sie nun in der MDNA Tour eingesetzt wurden.
Das MA-Projekt erläutert auch die realen, kommerziellen Realitäten von „Startum“ und die Grundvoraussetzung, dass eine Persönlichkeit, die man als Star bezeichnet, immer auch künstlerisch einzigartig und kommerziell veränderbar sein muss, wobei letzterer Gedanke inspiriert ist von Barry Kings These von der „Elastizität“ moderner Fans und Stars.
Abgeschlossen wird die vorliegende Arbeit mit einem Blick in die Zukunft. Es wird also darüber nachgedacht, welche Rolle die immer wichtiger werdenden social media in letzter Zeit in der Auslagerung der Konstruktion von Madonnas Star Image spielen. Erforscht wird nicht nur Madonnas offizielle Präsenz in den sozialen Netzwerken, sondern, viel wichtiger, auch die inoffizielle Präsenz, die Madonna als Star in den social media genießt. Weiter gefasst wird nachgezeichnet, inwiefern soziale Netzwerke nicht nur virtuelle Orte der Konsumption sind, sondern auch der Produktion, was „Startum“ und Celebrity Culture angeht. Dieser Aspekt der sozialen Netzwerke als Orte der aktiven Partizipation, der in der vorliegenden Studie entwickelt wird, könnte nicht nur interessant sein in der künftigen wissenschaftlichen Erforschung des Phänomens Madonna, sondern auch in Untersuchungen bezüglich des „Startums“ anderer Künstler, da ja soziale Medien als Weg gesehen werden, der (scheinbar) die Entfernung zwischen Star und Fan reduziert und daher (scheinbar) mehr Nähe schafft.