Abstract (deu)
Die vorliegende Arbeit widmet sich einer kritischen Analyse des vierjährigen Gesellschaftsprojekts des „Conseil National de la Révolution“ (CNR), das unter der Führung von Thomas Sankara von 1983 bis 1987 in Burkina Faso stattfand. Die burkinische Revolution bedeutete eine präzedenzlose Erfahrung in der Geschichte des jungen westafrikanischen Landes, indem sie eine radikale Transformation der ökonomischen, politischen und sozialen Verhältnisse herbeiführen wollte. Die hier vertretene Diskussion und Kritik dieser historischen Periode versteht sich als ein Beitrag zur wissenschaftlichen Rekonstruktion der „Révolution Démocratique et Populaire“ (RDP) und ihrer Rezeption.
Um diesem Anliegen gerecht zu werden, soll auf ausgewählte Paradigmen der materialistischen Ideologiekritik zurückgegriffen werden, die den methodisch-theoretischen Rahmen dieser Untersuchung vorgibt. Mit dieser Herangehensweise werden die gesellschaftlichen Rahmenverhältnisse der RDP skizziert, ihre politisch-theoretischen Inhalte beleuchtet und deren Umsetzung in eine Herrschaftspraxis untersucht. Mit diesem Verfahren soll nicht nur Genese, Ausprägung und Funktion der burkinischen Revolution und ihrer Ideologie sondern ebenfalls die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit des CNR herausgearbeitet werden.
Das zentrale Anliegen der RDP war die Errichtung einer neuen, freien, unabhängigen und wohlhabenden Gesellschaft, die eine individuelle und kollektive Emanzipation von Imperialismus und Neokolonialismus ermöglichen sollte. Diese Ambition soll mit der Entwicklung des revolutionären Staats und seines Verhältnisses zu der Zivilgesellschaft und der internationalen Gemeinschaft kontrastiert werden. Dieses Vorgehen soll zeigen, dass das Scheitern des CNR-Gesellschaftsprojekts nicht nur auf die ungünstigen ökonomischen Rahmenverhältnisse des Landes zurückging. Es stand ebenfalls im Zusammenhang mit dem autoritären Aufbau der repressiven und ideologischen Staatsapparate (der auf heterogene Widerstandsformen stieß) und dem provokanten Kurs der revolutionären Außenpolitik.