In vorliegender Arbeit werden Gemeinschaftsgärten als informelle Lernorte im Kontext einer zunehmend globalisierten Gesellschaft vorgestellt. Es geht darum, das Potenzial der Gärten als Handlungsräume aufzuzeigen, in denen gemäß dem Konzept des Globalen Lernens Kom-petenzen der Beteiligten entwickelt bzw. weiterentwickelt werden. Die steigende weltweite Vernetzung und die Globalisierung der Verhältnisse stellen neue Herausforderungen an Den-ken und Handeln jedes Einzelnen und erfordern ein Bildungsverständnis, dass über die Ver-mittlung von Fachwissen hinaus geht. Den Gärten kommt dabei ein bedeutende Rolle zu: sie sind offene Räume, in denen über Bildung keine bestimmten Ergebnisse produziert werden sollen, sondern in denen Wissen weitergegeben, beredet und neu zusammen gesetzt wird. In den Gärten, die ein Beispiel für gelebte Diversität sind, werden Fähigkeiten wie Engagement, soziale Kompetenz und Toleranz bzw. bereits vorhandene Grundfertigkeiten gestärkt. Eine Grundvoraussetzung, um sich in unserer heterogenen Gesellschaft zurechtfinden.
Im Zentrum meiner Arbeit steht dabei der Interkulturelle Garten Macondo in Wien – eine bestimmte Form eines Gemeinschaftsgartens. Er ist ein Ort, in denen sich Migranten/innen und auch Einheimische aus den unterschiedlichsten sozialen Milieus begegnen und in denen Menschen ohne Rücksicht auf ihre Herkunft und ihren sozialen Status Alltagsthemen teilen und gemeinsam für eine Sache arbeiten. Mit der Untersuchung des Projektes wird gezeigt, dass über gärtnerisches und interkulturelles tätig sein, Menschen, die aus ihrem vertrauten sozialen Umfeld gerissen wurden, Brücken zwischen alt und neu schlagen können. Der Gar-ten ist ein Raum der Orientierung und des Lernens, der den Projektteilnehmern/innen dabei hilft, wieder Boden unter den Füßen in einer fremden Umgebung zu bekommen. Die Teil-nehmer/innen beginnen sich – wie die Pflanzen im Garten – räumlich und sozial neu zu ver-wurzeln und leisten somit einen wertvollen Beitrag zur Völkerverständigung und zur Integra-tion. Dieses multikulturelle Potenzial, dass die Gärten haben, gilt es hier in dieser Arbeit auf-zuzeigen.
Zuerst erfolgt eine theoretische Auseinandersetzung mit den Themen Globales Lernen und Gemeinschaftsgärten, um den theoretischen Rahmen zu bilden. Für die praktische Untersu-chung wurde ein qualitatives Forschungsdesign gewählt: teilnehmende Beobachtung und problemzentrierte Interviews sind meine Analyseinstrumente. Ausgehend von dem gesam-melten Datenmaterial wurden zwei Hauptmotive für die Beteiligung am Gartenprojekt ermit-
101
telt sowie weitere Motive und Impulse untersucht. Dabei werden auch Orientierungsprozesse, die von den Impulsen ausgelöst werden, beschrieben. In der anschließenden Diskussion werden die Ergebnisse diskutiert, die Aspekte der Orientierung und Impulse in Bezug zuei-nander und in Bezug zum Konzept des Globalen Lernens gesetzt. Die Arbeit schließt mit ei-nem Ausblick und der Empfehlung, den Gemeinschaftsgärten in Zukunft verstärkt Aufmerk-samkeit zu widmen, damit die Gärten ihr volles Potenzial als Handlungsräume entfalten können.
In this thesis community gardens are examined as informal learning spaces in the context of an increasingly globalized world. The point is, to show the gardens potential as spaces of ac-tion where – according to the Global Learning concept – the competencies of the involved can be (further) developed. The increasing worldwide interconnection and the globalization of relationships present new challenges to each individual. They require a new understanding of education which goes beyond the mediation of specialised/specific knowledge. The gardens experience thereby a significant role: they are open spaces in which over education no spe-cific results should be produced but rather knowledge should be passed, discussed and reas-sembled. The gardens are an excellent example for lived diversity, where skills like engage-ment, social competence and tolerance as well as already existing basic skills get strength-ened.
The centre of my study is the Intercultural Garden Macondo in Vienna which is a particular form of a community garden. It is a place, where migrants and locals from diverse social mi-lieus meet and in which people without regard to their origin and their social status can share everyday occurrences and work together for one thing, namely the garden. With the investiga-tion of the project it is shown, that over being engaged in an intercultural and horticultural way, people – who were torn from their familiar social environment - can build bridges be-tween new and old. The garden is a space of orientation and learning which helps the project participants to get ground under their feet again in a foreign environment. The members of the project become entrenched – as the plants in the garden – spatially and socially and make a valuable contribution to the understanding among nations and integration.
102
The theoretical framework focuses on the description of the two main concepts, Global Learn-ing and community gardens to build the basic of this investigation. The methodological ap-proach is based on participating observation and problem-centered interviews in the Intercul-tural Garden of Macondo in Vienna. Based on the collected data material two key motives were generated as well as further motives and impulses for participation in the garden-project are described. There are also findings about processes of orientation which are always trig-gered by certain impulses. In the ensuing discussion the results and all aspects of orientation are discussed, put into relation with one another and also put into relation with the concept of Global Learning. In conclusion, this thesis closes with an outlook and recommends to dedi-cate increasing attention to the gardens so that they can develop their full potential as spaces of action.
In vorliegender Arbeit werden Gemeinschaftsgärten als informelle Lernorte im Kontext einer zunehmend globalisierten Gesellschaft vorgestellt. Es geht darum, das Potenzial der Gärten als Handlungsräume aufzuzeigen, in denen gemäß dem Konzept des Globalen Lernens Kom-petenzen der Beteiligten entwickelt bzw. weiterentwickelt werden. Die steigende weltweite Vernetzung und die Globalisierung der Verhältnisse stellen neue Herausforderungen an Den-ken und Handeln jedes Einzelnen und erfordern ein Bildungsverständnis, dass über die Ver-mittlung von Fachwissen hinaus geht. Den Gärten kommt dabei ein bedeutende Rolle zu: sie sind offene Räume, in denen über Bildung keine bestimmten Ergebnisse produziert werden sollen, sondern in denen Wissen weitergegeben, beredet und neu zusammen gesetzt wird. In den Gärten, die ein Beispiel für gelebte Diversität sind, werden Fähigkeiten wie Engagement, soziale Kompetenz und Toleranz bzw. bereits vorhandene Grundfertigkeiten gestärkt. Eine Grundvoraussetzung, um sich in unserer heterogenen Gesellschaft zurechtfinden.
Im Zentrum meiner Arbeit steht dabei der Interkulturelle Garten Macondo in Wien – eine bestimmte Form eines Gemeinschaftsgartens. Er ist ein Ort, in denen sich Migranten/innen und auch Einheimische aus den unterschiedlichsten sozialen Milieus begegnen und in denen Menschen ohne Rücksicht auf ihre Herkunft und ihren sozialen Status Alltagsthemen teilen und gemeinsam für eine Sache arbeiten. Mit der Untersuchung des Projektes wird gezeigt, dass über gärtnerisches und interkulturelles tätig sein, Menschen, die aus ihrem vertrauten sozialen Umfeld gerissen wurden, Brücken zwischen alt und neu schlagen können. Der Gar-ten ist ein Raum der Orientierung und des Lernens, der den Projektteilnehmern/innen dabei hilft, wieder Boden unter den Füßen in einer fremden Umgebung zu bekommen. Die Teil-nehmer/innen beginnen sich – wie die Pflanzen im Garten – räumlich und sozial neu zu ver-wurzeln und leisten somit einen wertvollen Beitrag zur Völkerverständigung und zur Integra-tion. Dieses multikulturelle Potenzial, dass die Gärten haben, gilt es hier in dieser Arbeit auf-zuzeigen.
Zuerst erfolgt eine theoretische Auseinandersetzung mit den Themen Globales Lernen und Gemeinschaftsgärten, um den theoretischen Rahmen zu bilden. Für die praktische Untersu-chung wurde ein qualitatives Forschungsdesign gewählt: teilnehmende Beobachtung und problemzentrierte Interviews sind meine Analyseinstrumente. Ausgehend von dem gesam-melten Datenmaterial wurden zwei Hauptmotive für die Beteiligung am Gartenprojekt ermit-
101
telt sowie weitere Motive und Impulse untersucht. Dabei werden auch Orientierungsprozesse, die von den Impulsen ausgelöst werden, beschrieben. In der anschließenden Diskussion werden die Ergebnisse diskutiert, die Aspekte der Orientierung und Impulse in Bezug zuei-nander und in Bezug zum Konzept des Globalen Lernens gesetzt. Die Arbeit schließt mit ei-nem Ausblick und der Empfehlung, den Gemeinschaftsgärten in Zukunft verstärkt Aufmerk-samkeit zu widmen, damit die Gärten ihr volles Potenzial als Handlungsräume entfalten können.
In this thesis community gardens are examined as informal learning spaces in the context of an increasingly globalized world. The point is, to show the gardens potential as spaces of ac-tion where – according to the Global Learning concept – the competencies of the involved can be (further) developed. The increasing worldwide interconnection and the globalization of relationships present new challenges to each individual. They require a new understanding of education which goes beyond the mediation of specialised/specific knowledge. The gardens experience thereby a significant role: they are open spaces in which over education no spe-cific results should be produced but rather knowledge should be passed, discussed and reas-sembled. The gardens are an excellent example for lived diversity, where skills like engage-ment, social competence and tolerance as well as already existing basic skills get strength-ened.
The centre of my study is the Intercultural Garden Macondo in Vienna which is a particular form of a community garden. It is a place, where migrants and locals from diverse social mi-lieus meet and in which people without regard to their origin and their social status can share everyday occurrences and work together for one thing, namely the garden. With the investiga-tion of the project it is shown, that over being engaged in an intercultural and horticultural way, people – who were torn from their familiar social environment - can build bridges be-tween new and old. The garden is a space of orientation and learning which helps the project participants to get ground under their feet again in a foreign environment. The members of the project become entrenched – as the plants in the garden – spatially and socially and make a valuable contribution to the understanding among nations and integration.
102
The theoretical framework focuses on the description of the two main concepts, Global Learn-ing and community gardens to build the basic of this investigation. The methodological ap-proach is based on participating observation and problem-centered interviews in the Intercul-tural Garden of Macondo in Vienna. Based on the collected data material two key motives were generated as well as further motives and impulses for participation in the garden-project are described. There are also findings about processes of orientation which are always trig-gered by certain impulses. In the ensuing discussion the results and all aspects of orientation are discussed, put into relation with one another and also put into relation with the concept of Global Learning. In conclusion, this thesis closes with an outlook and recommends to dedi-cate increasing attention to the gardens so that they can develop their full potential as spaces of action.