Abstract (deu)
Advanced Imaging Technology (AIT) ist eine neuartige Sicherheitstechnologie an Flughäfen, welche die in die Jahre gekommenen Metalldetektoren ersetzen soll. Die Scanner geben elektromagnetische Wellen ab, die vom Körper reflektiert werden und dabei die exakte Darstellung der Körperoberfläche eines Menschen ermöglichen. Obwohl die Technologie bereits seit 2007 an Flughäfen getestet wird, erfuhr AIT erst im Dezember 2009 größere Verbreitung. Damals gelang es Umar Farouk Abdulmutallab Plastiksprengstoff vorbei an Metalldetektoren an Board des Northwest Airlines Flug 253 zu schmuggeln; ein Aufschrei nach neuer Sicherheitstechnologie ging durchs Land.
Während führende Politiker die erhöhte Sicherheit der Technologie preisen, gibt es auch viele kritische Stimmen in der Gesellschaft, die Eingriffe in die individuelle Privatsphäre des Menschen befürchten. Als abfällige Bezeichnungen von “Nacktscannern” längst die Runde gemacht haben, versprach die TSA (Transportation Security Agency) 2011 Besserung durch ein Software Update namens ATR (Automated Target Recognition), mit dem Ziel Privatsphäre-Bedenken zu zerstreuen. ATR Software brachte aber nicht nur funktionelle Änderungen für die Scanner, auch diskursive Veränderungen fanden mit der Vorstellung der Software ihren Weg in die Gesellschaft. Einige dieser diskursiven Veränderungen zielen darauf ab, das verlorene Vertrauen in die Technologie wiederherzustellen.
Aus Sicht der STS weckt AIT besonderes Interesse. Die Scanner bedienen sich des menschlichen Körpers als Mittel zur Identifikation und entscheiden – unabhängig von menschlichem Einfluss – welche Körper einer „Norm“ entsprechen und welche Vorstellungen davon abweichen und somit eine Gefahr für die Sicherheit an Flughäfen darstellen. Das Konzept der „Mechanischen Objektivität“ bietet die Basis um die autarke Erfassung von Gefahrenquellen durch die Scanner kritisch zu hinterfragen. Weiters bietet ATR viele Anreize, die hier theoretisch in Anlehnung an Konzepte der Mensch-Maschine-Interaktion und der Visuellen Soziologie im Zuge der Untersuchung von Dokumenten verfolgt werden. Mittels einer qualitativen Diskursanalyse versuche ich den sprachlichen Spuren in den Dokumenten zu folgen. Die vorliegende Thesis beschäftigt sich mit Dokumenten von Interessensvertretern in den USA. Neben Printmedien finden sich hier auch offizielle Dokumente der TSA und EPIC (Electronic Privacy Information Center), sowie Kommentare von amerikanischen Bürgern auf regulations.gov. Es ist Ziel dieser Masterthesis die vielschichtigen Vorstellungen von Sicherheit und Privatsphäre in Bezug auf ATR Software
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anzuführen und dabei neben der Wahrnehmung dieser Konzepte auch die diskursiven Taktiken der Interessensvertreter aufzuspüren und kritisch zu hinterfragen.