Abstract (deu)
Die vorliegende Diplomarbeit macht es sich zum Ziel den Ansatz des „Homonationalismus“, welcher 2007 von Jasbir Puar in den USA eingeführt wurde, aufzugreifen und in einen westeuropäischen Bezugsrahmen zu übersetzen. Dieser bezeichnet ein Phänomen, welches als Kontinuum ‚westlich-kolonialistischer‘ Rettungsnarrative verstanden werden kann und mit der – oftmals rein rhetorischen und/oder symbolischen und weder vollständigen noch inklusiven – Inkorporation (ausgewählter) homosexueller Subjekte in die Stadt/Nation/Region einhergeht, während gleichzeitig (vor allem aber nicht nur) Muslim(_inn)e(n) als ‚Bedrohung‘ für erstere identifiziert und festgeschrieben werden. Hierbei wird Homophobie einer von ‚unseren‘ westeuropäischen Gesellschaften ‚überwundenen Zeit‘ zugeschrieben, welche jedoch immer (noch) von den orientalisierten ‚Anderen‘ verkörpert würde und somit auch bei ‚ihnen‘ zu bekämpfen sei. Im Prozess des otherings wird ‚Westeuropa‘ dabei gleichsam von der Problematik von Homophobie ‚reingewaschen‘ und als ‚Hüter der Menschenrechte‘ positioniert. Ziel dieser Arbeit ist es daher zu untersuchen, wie Debatten über die angeblich erhöhte Homophobie seitens ‚muslimischer (oder als solcher identifizierter) Minderheiten‘ und die Behauptung ‚ihrer‘ (und nur ihrer) damit einhergehenden ‚Gefährdung‘ homosexueller Staatsbürger(_innen) strukturiert sind und welche politischen Implikationen diese beinhalten. Zum einen soll herausgearbeitet werden, wie die diskursive Herstellung eines scheinbaren Dualismus zwischen ‚Muslimen‘ – als orientalisierte ‚Andere‘ – versus ‚Schwulen‘ – als ‚westeuropäisches Wir‘ – funktioniert. Zum anderen wird jedoch auch danach gefragt, wie diese homonationalistischen Diskurse mit Fragen ökonomischer und politischer Verwertbarkeit verbunden und von einer bestimmten neoliberalen Vorstellung von Diversität unterfüttert sind. Die Forschungsfrage richtet sich dabei auf die Beantwortung, wie und warum homonationalistische Diskurse laut einschlägiger Literatur vorwiegend männlich vergeschlechtlicht sind. In diesem Sinne liegt das Hauptaugenmerk vor allem darauf herauszufinden, welche Rolle Geschlecht – und hier vor allem seine intersektionelle Verschränkung mit weiteren gesellschaftlichen ‚Markern‘ wie race, Sexualität oder Klasse – in der Ausgestaltung homonationalistischer Diskurse einnimmt.