Abstract (deu)
Im Zuge der Bologna Deklaration (1999) kommt es zu europaweiten Harmonisierungsbestrebungen, mit dem Ziel Universitätsstudien innerhalb der Europäischen Union anzugleichen. Mittels ECTS Punkten und einer einheitlichen Studiendauer soll die Mobilität innerhalb Europas gefördert werden. Die Verflechtungen mit der parallel geführten Lissabon Strategie (2000), welche die Liberalisierung der Märkte in der Union unterstützen soll, lässt jedoch auch einen Rückschluss auf wirtschaftliche Bestrebungen zu. Die sogenannte Ökonomisierung der Hochschulbildung hatte dabei auf bestimmte Studienrichtungen gravierende Auswirkungen.
10 Jahre lang war das Individuelle Diplomstudium der Internationalen Entwicklung ein Fixpunkt der Österreichischen Hochschulbildung. Mit der Einführung des dreigliedrigen Studiensystems von Bachelor – Master – PhD ändert sich dies jedoch schlagartig: Ab 2016 wird es das Studium nur mehr in Form eines Masterstudiums geben. Das Auslaufen der verschiedenen Studiengänge bzw. die Abschaffung des Studiums verlief dabei nicht immer einwandfrei. Die Studienprogrammleitung (SPL) war sich der schwierigen Situation bewusst, mit der die noch nicht fertigen Studierenden konfrontiert wurden und bot daher an, dass – wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden - mittels Bescheid vom Diplomstudium in einen Bachelorabschluss gewechselt werden kann. Mit Hilfe von qualitativen Interviews wurden deshalb 10 StudienwechslerInnen befragt, was sie dazu veranlasst hat, vom höher gestuften Individuellen Diplomstudium in das Bachelor-Grundstudium zu wechseln. Von Interesse sind dabei vor allem die Studiensituation während der Umsetzung des dreigliedrigen Studienmodells, sowie auch die Gründe der damaligen Studienwahl.
Im Allgemeinen lässt sich festhalten, dass die befragten StudienwechslerInnen dem neuem Studiensystem sehr kritisch gegenüber stehen. Ausschlaggebend für den Wechsel waren zeitliche und finanzielle Probleme, die sich aus der Doppelbelastung von Studium und Beruf oder eines Doppelstudiums ergaben. Vielfach hätten sich die Studierenden mehr Unterstützung vom Staat Österreich gewünscht, dieser kürzte jedoch eher Beihilfen, als dass diese ausgebaut wurden. Insgesamt ergibt sich das Bild eines kränkelnden, noch nicht ausgereiften Studiensystems, dass auch Auswirkungen auf das spätere Berufsleben hat, da der Bachelor von den Arbeitgebern oft (noch) nicht als Vollwertstudium betrachtet bzw. als Möglichkeit für Lohndumping angesehen wird.