Das Programm der Vier Prager Artikel, auf das sich gemäßigte und radikale Hussiten im
Frühsommer 1420 geeinigt hatten, wollte einerseits die böhmische Reformbewegung
nach dem Tod des Jan Hus politisch einigen, um das weitere Vorgehen in der sog.
hussitischen Revolution zu sichern, andererseits sollte damit auch die theologische
Basis umrissen werden, auf die sich der Hussitismus stützte. In der weiteren politischen
und religiösen Auseinandersetzung erfuhren die Forderungen der freien Predigt, des
Laienkelchs, des Verzichts des Klerus auf Besitz und weltliche Macht und der
öffentlichen Bestrafung öffentlicher Todsünden eine Bedeutungsverschiebung und
wurden zur Grundlage jeglicher theologischer Auseinandersetzungen mit den Hussiten.
Nach einem Überblick über die wichtigste Forschung zu den Vier Prager Artikeln seit
der Mitte des 20. Jahrhunderts untersucht diese Arbeit im zweiten Kapitel sowohl das
innerhussitische als auch das gesamtkirchliche kontroverstheologische Ringen um die
Vier Artikel von deren ersten offiziellen Fassung vom Juli 1420 bis zur Situation am
Vorabend des Basler Konzils 1431. Hierzu werden neben den hussitischen Manifesten
ausgewählte katholische Stellungnahmen untersucht und nach ihrer theologischen
Argumentation dargestellt. Während die gemäßigten Utraquisten bereits früh eine
Einigung mit Rom anstrebten und als einziger Forderung an Laienkelch und
Kinderkommunion festhielten, spitzten die Taboriten und die radikalen Chiliasten die
Reformforderungen zu und setzten diese gewaltsam um. Eine Vorreiterrolle in der
Auseinandersetzung mit dem Hussitismus nahm die Wiener Universität als
zweitwichtigste Universität des Reiches ein. Als markantes Produkt ging daraus der
1424 in Vorbereitung auf ein geplantes Glaubensgespräch mit den Hussiten im Auftrag
Kardinal Brandas di Castiglione von dessen Sekretär Jacobus von Clavaro sowie den
Wiener Theologen Peter von Pulkau und Bartholomäus von Ebrach verfasste Tractatus
contra quattuor articulos Hussitarum, das offizielle Gutachten der Wiener Universität
gegen die Vier Prager Artikel, hervor, das sehr weite Verbreitung fand. Dessen
Abfassungskontext, Autoren, Konzeption, Argumentation und Überlieferungssituation
werden im dritten Kapitel dieser Arbeit untersucht. Ein Textanhang mit kritischer
Edition der Einleitung dieses bislang ungedruckten Traktats schließt die Arbeit ab.
Das Programm der Vier Prager Artikel, auf das sich gemäßigte und radikale Hussiten im
Frühsommer 1420 geeinigt hatten, wollte einerseits die böhmische Reformbewegung
nach dem Tod des Jan Hus politisch einigen, um das weitere Vorgehen in der sog.
hussitischen Revolution zu sichern, andererseits sollte damit auch die theologische
Basis umrissen werden, auf die sich der Hussitismus stützte. In der weiteren politischen
und religiösen Auseinandersetzung erfuhren die Forderungen der freien Predigt, des
Laienkelchs, des Verzichts des Klerus auf Besitz und weltliche Macht und der
öffentlichen Bestrafung öffentlicher Todsünden eine Bedeutungsverschiebung und
wurden zur Grundlage jeglicher theologischer Auseinandersetzungen mit den Hussiten.
Nach einem Überblick über die wichtigste Forschung zu den Vier Prager Artikeln seit
der Mitte des 20. Jahrhunderts untersucht diese Arbeit im zweiten Kapitel sowohl das
innerhussitische als auch das gesamtkirchliche kontroverstheologische Ringen um die
Vier Artikel von deren ersten offiziellen Fassung vom Juli 1420 bis zur Situation am
Vorabend des Basler Konzils 1431. Hierzu werden neben den hussitischen Manifesten
ausgewählte katholische Stellungnahmen untersucht und nach ihrer theologischen
Argumentation dargestellt. Während die gemäßigten Utraquisten bereits früh eine
Einigung mit Rom anstrebten und als einziger Forderung an Laienkelch und
Kinderkommunion festhielten, spitzten die Taboriten und die radikalen Chiliasten die
Reformforderungen zu und setzten diese gewaltsam um. Eine Vorreiterrolle in der
Auseinandersetzung mit dem Hussitismus nahm die Wiener Universität als
zweitwichtigste Universität des Reiches ein. Als markantes Produkt ging daraus der
1424 in Vorbereitung auf ein geplantes Glaubensgespräch mit den Hussiten im Auftrag
Kardinal Brandas di Castiglione von dessen Sekretär Jacobus von Clavaro sowie den
Wiener Theologen Peter von Pulkau und Bartholomäus von Ebrach verfasste Tractatus
contra quattuor articulos Hussitarum, das offizielle Gutachten der Wiener Universität
gegen die Vier Prager Artikel, hervor, das sehr weite Verbreitung fand. Dessen
Abfassungskontext, Autoren, Konzeption, Argumentation und Überlieferungssituation
werden im dritten Kapitel dieser Arbeit untersucht. Ein Textanhang mit kritischer
Edition der Einleitung dieses bislang ungedruckten Traktats schließt die Arbeit ab.