Abstract (deu)
Die bedeutende Rolle die kleine, nicht Protein-kodierende RNA Moleküle (sRNA, vom englischen small RNA) in der Genregulation von Bakterien spielen, wurde erst im Laufe der letzten Jahrzehnte erkannt. Mittlerweile wurden Hunderte sogenannter sRNA Gene in bakeriellen Genomen entdeckt. Durch das kontinuierliche Entwickeln neuer Techniken ist die Zahl der bekannten sRNA Gene stetig am Steigen. Das Charakterisieren von bekannten sRNA wurde hingegen lange Zeit vernachlässigt.
Während der hier präsentierten Doktorarbeit wurden mehrere Lücken im systematischen, experimentellen Arbeitsablauf bisheriger Ansätze zur sRNA Charakterisierung identifiziert und durch rechnergestützte Methoden geschlossen.
Zum Ersten, für eine genau Analyse der sRNA–mRNA Interaktion müssen beide Komponenten möglichst detailiert bekannt sein. Für die mRNA mangelte es bisher meist an genauen Daten bezüglich des Transkriptionsbeginns bzw. -endes. Für diesen Zweck wurde eine statistische Methode entwickelt, um differentielle RNA Sequenzierungsdaten nach Transkriptions Start Positionen zu analysieren. Dadurch wird eine viel genauere Vorstellung über mögliche sRNA–mRNA Interaktionen gewonnen.
Zum Zweiten wird mit RNAplex eine Software, die Teil des ViennaRNA package ist, präsentiert. Der zugrunde liegende Algorithmus ermöglicht es mit hoher Genauigkeit, und dabei trotzdem sehr schnell, die energetisch günstigsten sRNA–mRNA Hybridisierungspositionen zu berechnen. Zuvor war es meist notwenig einen Kompromiss zwischen Schnelligkeit (und damit Anwendbarkeit auf ganze Genome) und Genauigkeit, einzugehen. Mit RNAplex gelingt es diesen Widerspruch zu lösen.
Obwohl gängige RNA Interaktionsprogramme sehr gut darin sind, bekannte Interaktionen präzise nachzuvollziehen, leiden sie meist unter einer geringen Spezifität, d.h. die Zahl der vorhergesagten Interaktionen ist bedeutend größer als die Zahl der Interaktionen, die sich experimentell als funktional erweisen. Daher wurde, zum Dritten, ein mathematisches Modell entwickelt, das es ermöglicht den Effekt einer vorhergesagten sRNA–mRNA Interaktion auf die Proteinproduktion von der gebundenen mRNA zu berechnen. Dadurch kann die Anzahl der Vorhersagen in einen Bereich gesenkt werden, der eine individuelle experimentelle Untersuchung jeder Interaktion mit in vitro oder in vivo Methoden ermöglicht.
Alle drei beschriebenen Methoden können sinnvoll in einem präsentierten Arbeitablauf kombiniert werden, mit dem es ermöglicht wird die Rolle von sRNA Genen in Bakterien zu charakterisieren. Dadurch können limitierte experimentelle Resourcen möglichst effizient für die Charakterisierung von sRNA und deren mRNA Partnern, eingesetzt werden.