You are here: University of Vienna PHAIDRA Detail o:1308719
Title (nor)
Psykisk sykdom i et språksammenliknende perspektiv
en kognitiv-lingvistik metaforstudie basert på norske og tyske lærebøker i sykepleierutdannelsen
Parallel title (deu)
Psychische Krankheit im Sprachvergleich ; eine kognitiv-linguistische Metaphernstudie auf der Basis norwegischer und deutscher Lehrbücher in der Krankenpflegerausbildung
Author
Magdalena Agdestein-Wagner
Adviser
Roger Reidinger
Assessor
Roger Reidinger
Assessor
Norunn Askeland
Abstract (deu)

Die vorliegende Dissertation ist eine Studie von Metaphern über psychische Krankheit in norwegischen und deutschen Lehrbüchern für die Krankenpflegerausbildung. Sie geht von einem kognitiven Metaphernbegriff aus, d.h. Metaphern werden als Denkstrukturen betrachtet, die unseren sprachlichen Äuβerungen zugrunde liegen. Weiters wird davon ausgegangen, dass sich aus systematisch auftretenden sprachlichen Metaphern Rückschlüsse auf die ihnen zugrunde liegenden Denkstrukturen ziehen lassen.
Metaphernstudien von Lehrbuchtexten verfolgen meist pädagogisch-didaktische Ziele, während es in dieser Studie lediglich darum geht, wie in einem einfachen deutschen und norwegischen Fachdiskurs über psychische Krankheit gesprochen und potenziell auch gedacht wird. Genauer gesagt hat die vorliegende Arbeit ein dreifaches Ziel: 1) grundlegende Metaphern im gegebenen Diskurs über psychische Krankheit zu identifizieren, 2) herauszufinden, inwieweit in den beiden Sprachen im gegebenen Diskurs die gleichen Metaphern verwendet werden und 3), ob eventuelle Unterschiede auf sprachlicher Ebene vorliegen, die auf mögliche Unterschiede im Denken über psychische Krankheit in den beiden Sprach- bzw. Kulturbereichen hindeuten.
Die Studie zeigt, dass der grundlegende Diskurs über psychische Krankheit in den untersuchten norwegischen und deutschen Texten weitgehend von den gleichen Metaphern geprägt ist. Die parallele Verwendung der gleichen Metaphern in den norwegischen und deutschen Texten betrifft sowohl Metaphern, in denen über einen Zielbereich (psychische Krankheit) mit Wörtern aus einer anderen Begriffsdomäne (z.B. Krieg) gesprochen wird, als auch Metaphern, wo Strukturen, sogenannte Bild- oder Vorstellungsschemata, in den Zielbereich übertragen werden.
Aus den identifizierten Metaphern lassen sich für beide Sprachen zwei deutlich dominierende Gruppen ableiten: a) patientfokussierte Metaphern mit einer empathischen, patientnahen Perspektive, wo hauptsächlich Wörter aus den Quellenbereichen lidelse/Leiden und krig/Krieg in den Zielbereich (Krankheit) übertragen werden, und b) krankheitsfokussierte Metaphern, hauptsächlich vertreten durch Vorstellungsschemata (Vertikalorientierung, Balance-Schema, Behälter-Schema) als auch durch Metaphern, bei denen Wissen bzw. Wörter aus dem Quellenbereich Maschine in die Zieldomäne Krankheit importiert werden. Während die patientfokussierten Metaphern beschreiben, wie der Patient die Krankheit erlebt, versuchen die krankheitsfokussierten Metaphern zu erklären, was gestört ist bzw. nicht funktioniert oder aus einer gegebenen Ordnung geraten ist.
Die Studie zeigt weiters, dass im Diskurs über psychische Krankheit in beiden Sprachen weitgehend konventionalisierte Denkmuster verwendet werden. Vorstellungen von Krankheit als ein Aus-dem-Gleichgewicht-kommen (Balance-Metapher) gibt es seit dem Mittelalter. Vorstellungen von Krankheit verstanden als Defekt in der “Maschine Mensch” sind seit Descartes’ Zeiten bekannt, und Krankheit konzeptualisiert als Krieg ist eine seit langem verbreitete und viel diskutierte Metapher in der westlichen Medizin.
Die weitgehend parallele Verwendung der gleichen Metaphern in den untersuchten norwegischen und deutschen Texten lässt auf keine wesentlichen Unterschiede im Denken über das Phänomen psychische Krankheit schlieβen. Indessen gibt es Anhaltspunkte, die auf verschiedene Präferenzen in der Verwendung der beiden identifizierten Hauptgruppen hindeuten könnten, sodass sich möglicherweise eine verschiedene Akzentuierung im Verstehen von psychischer Krankheit (als mehr patientnah/empathisch oder mehr krankheitsfokussiert/distanziert) in den beiden verglichenen Sprach- bzw. Kulturbereichen feststellen lieβe. Um dem näher nachzugehen, bedürfte es allerdings einer bedeutend umfassenderen, auf einem groβen elektronischen Korpus aufbauenden Studie.

Abstract (eng)

This thesis is a comparative study of Norwegian and German metaphors on mental disease in textbooks used in the education of nurses, metaphor being understood as cognitive structures which are reflected in language. Usually studies of metaphoric language in textbooks address pedagogic or didactic issues, but here the texts serve merely as a basis for exploring how mental disease is talked about, and possibly thought about, in a common specialist discourse in these two languages/cultures.
The starting point is the assumption that possible cognitive structures can be traced through the systematic occurrence of linguistic metaphors in authentic texts. The analysis’ aim has been to single out the key metaphors that articulate mental disease in the two languages, and to find out whether the findings converge or diverge, and whether they reveal a difference in the ways of thinking about mental disease offered by the two languages.
The study shows that the discourse about mental disease in both languages is basically built up by the same metaphors. The parallel use of the same metaphors in the Norwegian and German texts concerns both metaphors, where a target domain (mental disease) is talked about with words from another conceptual domain (for example ‘war’), and metaphors, where not knowledge of a certain conceptual domain, but structures, so called image schemas, are projected on to the target domain.
From the identified metaphors we can extract two dominant groups for both languages: On the one side metaphors with an empathic patient-focused perspective, mainly importing words from the source domain ‘suffering’ and ‘war’, on the other side disease-focused metaphors, which are represented by image schemas (vertical orientation, balance schema, container schema) and metaphors importing knowledge/words from the source domain ‘machine’. While metaphors from the first group describe how the patient experiences his disease, the metaphors of the other group try to describe what is wrong and/or what does not function and has come out of a given order.
Furthermore the analysis has shown a parallel use of conventional metaphors about mental disease, i.e. metaphors that build on well-established mental concepts. The idea of disease as something that has come out of balance (balance metaphor) has existed since medieval times. Disease understood as a failure in a machine has been expressed since Descartes’ days, and disease conceptualized as war has for long been a widespread and much discussed metaphor in Western medicine.
The parallel use of the same metaphors in the languages compared indicates that there is no essential difference in the understanding of the phenomenon of mental disease in the two languages/cultures. However, in order to resolve whether there is a difference in emphasis of the two main metaphors (pointing towards a possible different accentuation in the understanding of mental disease) a more extensive, computer-based analysis would be needed.

Keywords (eng)
Metaphorsmental diseasecontrastiveNorwegian and German
Keywords (deu)
Metaphernpsychische KrankheitkontrastivNorwegisch und Deutsch
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1308719
rdau:P60550 (deu)
266 S. : graph. Darst.
Number of pages
268
Members (1)
Title (nor)
Psykisk sykdom i et språksammenliknende perspektiv
en kognitiv-lingvistik metaforstudie basert på norske og tyske lærebøker i sykepleierutdannelsen
Parallel title (deu)
Psychische Krankheit im Sprachvergleich ; eine kognitiv-linguistische Metaphernstudie auf der Basis norwegischer und deutscher Lehrbücher in der Krankenpflegerausbildung
Author
Magdalena Agdestein-Wagner
Abstract (deu)

Die vorliegende Dissertation ist eine Studie von Metaphern über psychische Krankheit in norwegischen und deutschen Lehrbüchern für die Krankenpflegerausbildung. Sie geht von einem kognitiven Metaphernbegriff aus, d.h. Metaphern werden als Denkstrukturen betrachtet, die unseren sprachlichen Äuβerungen zugrunde liegen. Weiters wird davon ausgegangen, dass sich aus systematisch auftretenden sprachlichen Metaphern Rückschlüsse auf die ihnen zugrunde liegenden Denkstrukturen ziehen lassen.
Metaphernstudien von Lehrbuchtexten verfolgen meist pädagogisch-didaktische Ziele, während es in dieser Studie lediglich darum geht, wie in einem einfachen deutschen und norwegischen Fachdiskurs über psychische Krankheit gesprochen und potenziell auch gedacht wird. Genauer gesagt hat die vorliegende Arbeit ein dreifaches Ziel: 1) grundlegende Metaphern im gegebenen Diskurs über psychische Krankheit zu identifizieren, 2) herauszufinden, inwieweit in den beiden Sprachen im gegebenen Diskurs die gleichen Metaphern verwendet werden und 3), ob eventuelle Unterschiede auf sprachlicher Ebene vorliegen, die auf mögliche Unterschiede im Denken über psychische Krankheit in den beiden Sprach- bzw. Kulturbereichen hindeuten.
Die Studie zeigt, dass der grundlegende Diskurs über psychische Krankheit in den untersuchten norwegischen und deutschen Texten weitgehend von den gleichen Metaphern geprägt ist. Die parallele Verwendung der gleichen Metaphern in den norwegischen und deutschen Texten betrifft sowohl Metaphern, in denen über einen Zielbereich (psychische Krankheit) mit Wörtern aus einer anderen Begriffsdomäne (z.B. Krieg) gesprochen wird, als auch Metaphern, wo Strukturen, sogenannte Bild- oder Vorstellungsschemata, in den Zielbereich übertragen werden.
Aus den identifizierten Metaphern lassen sich für beide Sprachen zwei deutlich dominierende Gruppen ableiten: a) patientfokussierte Metaphern mit einer empathischen, patientnahen Perspektive, wo hauptsächlich Wörter aus den Quellenbereichen lidelse/Leiden und krig/Krieg in den Zielbereich (Krankheit) übertragen werden, und b) krankheitsfokussierte Metaphern, hauptsächlich vertreten durch Vorstellungsschemata (Vertikalorientierung, Balance-Schema, Behälter-Schema) als auch durch Metaphern, bei denen Wissen bzw. Wörter aus dem Quellenbereich Maschine in die Zieldomäne Krankheit importiert werden. Während die patientfokussierten Metaphern beschreiben, wie der Patient die Krankheit erlebt, versuchen die krankheitsfokussierten Metaphern zu erklären, was gestört ist bzw. nicht funktioniert oder aus einer gegebenen Ordnung geraten ist.
Die Studie zeigt weiters, dass im Diskurs über psychische Krankheit in beiden Sprachen weitgehend konventionalisierte Denkmuster verwendet werden. Vorstellungen von Krankheit als ein Aus-dem-Gleichgewicht-kommen (Balance-Metapher) gibt es seit dem Mittelalter. Vorstellungen von Krankheit verstanden als Defekt in der “Maschine Mensch” sind seit Descartes’ Zeiten bekannt, und Krankheit konzeptualisiert als Krieg ist eine seit langem verbreitete und viel diskutierte Metapher in der westlichen Medizin.
Die weitgehend parallele Verwendung der gleichen Metaphern in den untersuchten norwegischen und deutschen Texten lässt auf keine wesentlichen Unterschiede im Denken über das Phänomen psychische Krankheit schlieβen. Indessen gibt es Anhaltspunkte, die auf verschiedene Präferenzen in der Verwendung der beiden identifizierten Hauptgruppen hindeuten könnten, sodass sich möglicherweise eine verschiedene Akzentuierung im Verstehen von psychischer Krankheit (als mehr patientnah/empathisch oder mehr krankheitsfokussiert/distanziert) in den beiden verglichenen Sprach- bzw. Kulturbereichen feststellen lieβe. Um dem näher nachzugehen, bedürfte es allerdings einer bedeutend umfassenderen, auf einem groβen elektronischen Korpus aufbauenden Studie.

Abstract (eng)

This thesis is a comparative study of Norwegian and German metaphors on mental disease in textbooks used in the education of nurses, metaphor being understood as cognitive structures which are reflected in language. Usually studies of metaphoric language in textbooks address pedagogic or didactic issues, but here the texts serve merely as a basis for exploring how mental disease is talked about, and possibly thought about, in a common specialist discourse in these two languages/cultures.
The starting point is the assumption that possible cognitive structures can be traced through the systematic occurrence of linguistic metaphors in authentic texts. The analysis’ aim has been to single out the key metaphors that articulate mental disease in the two languages, and to find out whether the findings converge or diverge, and whether they reveal a difference in the ways of thinking about mental disease offered by the two languages.
The study shows that the discourse about mental disease in both languages is basically built up by the same metaphors. The parallel use of the same metaphors in the Norwegian and German texts concerns both metaphors, where a target domain (mental disease) is talked about with words from another conceptual domain (for example ‘war’), and metaphors, where not knowledge of a certain conceptual domain, but structures, so called image schemas, are projected on to the target domain.
From the identified metaphors we can extract two dominant groups for both languages: On the one side metaphors with an empathic patient-focused perspective, mainly importing words from the source domain ‘suffering’ and ‘war’, on the other side disease-focused metaphors, which are represented by image schemas (vertical orientation, balance schema, container schema) and metaphors importing knowledge/words from the source domain ‘machine’. While metaphors from the first group describe how the patient experiences his disease, the metaphors of the other group try to describe what is wrong and/or what does not function and has come out of a given order.
Furthermore the analysis has shown a parallel use of conventional metaphors about mental disease, i.e. metaphors that build on well-established mental concepts. The idea of disease as something that has come out of balance (balance metaphor) has existed since medieval times. Disease understood as a failure in a machine has been expressed since Descartes’ days, and disease conceptualized as war has for long been a widespread and much discussed metaphor in Western medicine.
The parallel use of the same metaphors in the languages compared indicates that there is no essential difference in the understanding of the phenomenon of mental disease in the two languages/cultures. However, in order to resolve whether there is a difference in emphasis of the two main metaphors (pointing towards a possible different accentuation in the understanding of mental disease) a more extensive, computer-based analysis would be needed.

Keywords (eng)
Metaphorsmental diseasecontrastiveNorwegian and German
Keywords (deu)
Metaphernpsychische KrankheitkontrastivNorwegisch und Deutsch
Type (deu)
Persistent identifier
https://phaidra.univie.ac.at/o:1308720
Number of pages
268